Beitrag 
Achtundvierzig Briefe von Johann Gottlieb Fichte und seinen Verwandten :
(Schluß.)
Seite
222
Einzelbild herunterladen
 

222

drükkend, da wir so gerne zu Ihnen eilten, und Wenns möglich wäre Ihnen hälfen; die Hülfe steht allein bey Gott, mög er sich doch erbarmen und Ihnen helfen; das ist unser innigstes Gebeth. Mein Mann grüßt Sie auch von ganzem Herzen, er ist Gott sey Dank gesund, so wie auch Nsririiurn und Hannchen; alle verlangen aus glükliche Nachricht von Ihnen.

Diesen Brief überbringt Ihnen Herr Eysener, den ich bitten werde uns zu schreiben, wie es Ihnen geht.

Gottes Güte ist groß, vielleicht hilft er Ihnen bald, und denn sehn wir uns in diesem Leben noch wieder, wo nicht, in einer bcßern Welt, wo kein Leiden, kein Schmerz mehr trennt, wo wir Gott inniger anbethen können. Leben Sie wohl, theurer geliebter Greis; Gottes Gnade sey mit Ihnen. Von ganzen Herzen

Ihre Johanna Fichte:

g: li^Kn

Aufschrift:

Hsrrll dickte'

durch Güte.

Den am 13. September erfolgten Tod des am 7. August 1737 gebornen, also über 75 Jahre alten Vaters meldet ein Brief Gottlob's, dessen Schluß sehit. -

44.

Elstra, d. 14 Sept. 12.

Lieber Bruder

Unser guter Vater hat nun alle seine Leiden überstanden, er beschloß sein Leben gestern Abends halb 7 Uhr. Seine Krankheit war sehr hart, die Angst und Schmertz Gefühle verfolgten ihn bis an die letzte Minute des Todtes, er mußte alle fchmertzhafte Zufälle empfinden, welche der Gewöhnliche Gang der Geschwulst mit sich bringt; noch 4 Tage vor seinem Ende zeigte sich durch Blut und Materie Auswurf, daß er ein LungenGeschwüre gehabt hatte, welche den sehr schweren und kurtzcn Athem (von welchen ich Dir schon geschrieben) verursacht hatte; denn außer diesen würde er diese Angst nicht empfunden haben. Zu Deiner und der Deinigen Beruhigung muß ich Dich damit trösten, daß wir zu seiner Erquitung und Erleichterung alle nur mögliche Mühe an­gewendet und keine Kosten gcsparet haben, wir haben v. Bentsche in Bischofs- wcrda, den in unserer Gegend berühmtesten Arzt gebraucht, der hat ihn von Zeit zu Zeit selbst besuchet und ihn unter der Menge seiner übrigen Patienten am vorzüglichsten behandelt. Ich habe seit 6 Wochen, anfänglich die mehresten Nächte, späterhin die mehresten Tage und Nächte und seit 8 Tagen alle Tage und Nächte bei ihm zugebracht, und Verrichtungen wo nur Liebe und Pflicht

I