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selbst ein Trunkenbold. Daß er sein mütterliches Erbtheil verkauft, um die Schulden seines Vaters zu bezahlen» gehörte zu dem Flittergold, mit dein der hochwürdigste Redner in St. Rodoguedt ihm unverdientermaßen einen Heiligenschein angeklebt hatte. Gicquels Mutter starb ohne irgendwelche Hinterlassenschaft im Spital, sein Vater insolvent. Der Sohn dieses würdigen Paares ging bald darauf, unter dem Vorgeben Arbeit zu suchen auf die Wanderschaft. Er war aber kein Liebhaber vom Arbeiten, und so verfiel er auf einen originellen Plan, um sich ohne Hobel sein Auskommen zu verschaffen.
Kaum ist unser Held in einem der nächsten Orte angekommen und hat einen Meister gesunden, so wirft er sein Werkzeug in den Winkel und begibt sich ins Pfarrhaus. Er ist Protestant und will sich zum Katholicismus bekehren. Der Curv nimmt ihn bereitwillig auf und beginnt ihm Unterricht zu ertheilen. Aber sein Brotherr bemerkt, daß er dabei zu Schaden kommt, er jagt den Neophyten weg, damit er sich wo anders die Thür zu einem neuen Leben aufschließen lasse. >
Gicquel, der katholisch getaust und immer katholisch geblieben ist, zieht von bannen und versucht sein Glück anderwärts. Ueberall spielt er dieselbe Komödie. Die Worte: „Herr Cur6, ich bin Protestant und wünsche dringend Katholik zu werden" öffnen ihm die Thür des nächsten Pfarrhauses, und von Neuem sängt er an, den Katechismus zu lernen. Schon rst der Tag seiner Aufnahme in die alleinseligmachende Kirche festgesetzt, da jagt der Meister, bei dem er in Lohn steht, den trägen Gesellen, der lieber in der Pfarre sitzt, als hobelt und schnitzt, abermals weg, und noch einmal ist sein Plan vereitelt.
Nun wendet sich Gicquel in die Touraine nach Savign6, wo ihn der Cur6 alsbald aufnimmt, ihn und, wie es später in Poitiers heißen sollte, „die Bekenntnisse seiner großen Seele". Anfänglich schien es in Savign6 vortrefflich zu gehen. Der angebliche Protestant lernte fleißig, er wurde dem Erzbischof vorgestellt und hatte bereits eine vornehme Frau zur Pathe gewählt, die für die ihr erwiesene Ehre erkenntlich sein konnte. Da findet es der Pfarrer von Savign6, ein vorsichtiger Charakter, für gut, seinen Amtsbruder in Guingamp über den Konvertiten zu befragen. Zu seinem Schrecken hört er, daß sein Zögling keineswegs Protestant, sondern ein Katholik, so echt er nur sein kann, ist. Sofort macht er Meldung bei dem Maire und der Ncophyt wird eingesteckt. Dank einer Oräormaireo cle norr lieu indeß kam Gicquel bald wieder frei.
Ob es ihm nun gelungen, einen oder .den andern Marrcr zu bethören, ist unbekannt, wie Alles, was zwischen seinem Unglück in Savignö und seinem Eintritt in die heilige Schaar des Herrn von Coursac liegt. Es ist für uns auch gleichgültig, mindestens ebenso gleichgültig, wie die Vergangenheit Gicquels trotz der gegentheiligen Versicherungen in der obigen erzbischöslichcn Rede den Werbern in Poitiers gewesen zu sein scheint.