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Klosterleben im Mittelalter : Schluß aus voriger Nummer.
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ran denken zu appelliren, hat er schon die Excommunication über sie aus­gesprochen und den übrigen Brüdern alle und jede Gcineinschaft mit ihnen -verboten.

Die Sache gelangte endlich bis vor die höchste Instanz, den Papst, und dieser beauftragte drei Aebte aus der Nachbarschaft mit der Untersuchung des ganzen Zerwürfnisses und ihren Bemühungen gelang es denn endlich, diesen widerwärtigen Auftritten ein Ende zu machen.

Freilich ohne die Wurzel des Uebels auszurotten. Um das Vermögen des Klosters stand es so schlecht, daß der Probst den Vorschlag machte, ein Theil der Mönche solle nach andern Orten übersiedeln, stieß aber damit bei den Mönchen auf entschiedenen Widerstand, welche vielmehr meinten, vor allen Dingen möge ihr Oberhaupt den Luxus an seiner eigenen Tafel etwas ein­schränken. Dafür rächte dieser sich wieder auf empfindliche Weise an seinen Untergebenen. Statt einen Tag um den andern ließ er ihnen nämlich nur des Sonntags Fleisch geben und dieses in kärglichen Portionendas Ge­tränk aber wurde auf verschiedene Art versetzt, nämlich manchmal mit einer Abkochung von Lorbcerbeeren, das war aber noch ein festtäglicher Genuß, sonst mit Nesselwurzelu oder ähnlichen Pflanzen, besonders'aber mit einem gewissen unbekannten Kraut, welches der Probst Myrthe nannte; aber wer nur je Myrthe gesehen hatte, der versicherte, daß das keine sei; andere erklär­ten es für ein tödtliches Kraut, andere für weiter nichts als Fichtenwurzelu. Dieser Trank roch aber so absonderlich, daß viele von den Mönchen lieber Wasser tranken, denn Wein setzte es auch nicht. Der schlaue Maun wußte es sogar so einzurichten, daß der Mangel am härtesten seine Widersacher traf, und die Zwistigkeiten und Gehässigkeiten, welche von Nencm daraus entsprangen, würden damals dem Kloster das nämliche Schicksal bereitet haben, dem aus den gleichen Ursachen nicht wenige andere vorher und nachher erlagen, hätte sich nicht ein päpstlicher Legat desselben angenommen, der um diese Zeit gerade in der Mark Meißen verweilte. Durch die vielen Klagen über den Verfall der Zucht auf dem Petersberg bewogen, ließ er durch den Bischof von Merse- burg eiue Untersuchung darüber anstellen. Erwies sich nun auch diese gegen den Probst als mehr denn nachsichtig, so hatte sie doch, und das ist das Letzte, was uns die Chronik berichtet, deu Erfolg, daß mau wieder die Regel Mit größerem Eiser zu beobachten ansing und die Dinge eine bessere Gestalt gewannen. Wie vormals gingen die Mönche wieder täglich in Gemeinschaft Zu den canonischen Stunden in die Kirche nnd keiner fehlte, als wen seine Pflicht entschuldigte, sie speisten wieder miteinander im Nefectorium. hielten sich innerhalb der Klostermauern, und sobald die Vespcrglocke lautete, legten sie ihre Beschäftigungen bei Seite, versammelten sich im Convent, aßen dann zu Abcud und begaben sich zuletzt rechtzeitig in das Dormitorium.