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Bettina befreundet gewesen und ein eifriger Naturfreund. Romane und wissenschaftliche Bücher lagen haufenweis im Zimmer, und sein Haus in den Hinterwäldern war ein Tempel der Wissenschaft. An der Wand hingen neben einer Copie von Murillos Madonna ein Dutzend Flinten und Büchsen; auf den Betten lagen Hirschfelle, die Kleider hingen an Hirsch- und Rehgeweihen, an den Bettpfosten waren Schlangenhäute zum Trocknen ausgebreitet, da und ' dort hingen Barometer, au? einem Tische lagen und standen Spiritusflaschen, Pulverhorn und Proben von sächsischer Electoralwolle. Zum Mittagessen sehte er uns Maisbrot und Bohnen vor; der Kaffee wurde in Zinngcschirr aufgetragen, aber das Salz der Unterhaltung war attisch und goldener Pokale würdig.
Otto vou Behr, denn er war der Richter, lebt nicht mehr. Er ging im folgenden Jahre auf Besuch nach Deutschland, wurde während der Rückreise unwohl und starb, nachdem das Schiff in den Missisippi eingelaufen war. Sein Verlust ist für die Ansiedlung unersetzlich; die San-Autonio-Zeitung vom März 1855 hat ihm einen rührenden Nekrolog nachgerufen." —
Ein ganz besonders reizendes Bild endlich ist die Schilderung des Wirthshauses, in welchem der Reisende zu Ncubraunfcls wohnte. „Nie in meinem Leben, außer etwa wenn ich ans einem Traume erwachte, habe ich einen so raschen Gedankenübergang gehabt, als in jenem deutschen Gasthausc. Ich sah keine Wände von lose nebeneinandergefügten Bretcrn oder Baumstämmen, mit Spalten und Löchern, die man mit Mörtel ausstopft oder mit Mörtel verstreicht, fand nicht vier kahle Wände, wie ich sie in Texas ein paar Mal bei aristokratischen Amerikanern gesehen hatte, sondern ich war leibhaftig in Deutschland. Es fehlte auch gar nichts. Da war nichts zu viel uud nichts zu wenig; ich sah mich^in eines jener köstlichen kleinen Wirthshäuser versetzt, an welche alle so gern und dankbar sich erinnern, welche jemals eine Fußreise im Rheinland gemacht haben. Ein langes Zimmer nahm die ganze Vorderseite des Hauses ein; die Wände waren hübsch und sauber mit gefälligem Muster bemalt, auf allen Seiten hingen Steindruckbilder in Glas und Rahmen, in der Mitte stand ein großer starker Tisch von dunklem Eichenholz mit abgerundeten Enden; an den Wänden liefen Bänke hin, die Stühle waren von Eichenholz nnd mit Schnitzwerk versehen, das Sopha mit geblümtem Möbcl- kattun überzogen; in einer Ecke stand ein Ofen, in einer andern eine kleine Schenkanrichte von Mahagony mit Flaschen und Gläsern. Durch das Zimmer wallte Tabaksrauch; am großen Tische saßen vier Männer mit starken Vollbärten, rauchten und sagten uns einen freundlichen guten Morgen, als wir Antraten und den Hut lüfteten.
Gleich tritt die Wirthin ins Zimmer; sie versteht unser Englisch nicht gut, aber einer von den Rauchern steht auf und macht den Dolmetscher. Wir
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