Beitrag 
Französische Geschichtschreiber : 1. Augustin Thierry.
Seite
99
Einzelbild herunterladen
 

9S

bürgerlichen Gleichheit in Frankreich zugetragen hatte, welchem die Zeitgenossen den Charakter einer Revolution beilegten."

So stellt sich die gesammte Geschichte als eine große Einheit dar, in welcher Schritt für Schritt den Bewegungen von 1789 in die Hände gear­beitet wurde. Wir haben bereits bemerkt, daß die Februarrevolution durch die anscheinend vollständige Unterdrückung der bürgerlichen Freiheit manche von diesen Ansichten als eine Illusion darstellte. Trotzdem behalten sie, ab­gesehen von ihrer geistvollen Darstellung, schon insofern ihre Bedeutung, als sie das Glaubenöbekenntniß der großen Mehrzahl des französischen Volkes aussprechen, wie es von einem hochgebildeten Geiste concipirt und mit der Welt der Thatsachen in eine leidliche Uebereinstimmung gebracht wor­den ist.

Thierry scheint die Enttäuschungen der letzten Jahre doch stark empfunden zu haben. Er hatte zugleich den Verlust der meisten seiner nächsten Freunde zu bedauern, die ihm bei seinen Arbeiten hilfreich Hand geleistet hatten; aber er konnte in seinen letzten Lebenstagen sich durch das Bewußtsein trösten, daß die öffentliche Meinung ihn als den ersten Geschichtschreiber seiner Nation ehrte; ein Urtheil, dem wir völlig beipflichten. I. S.

Die große türkische Centraleisenbahn.

Die jetzige Bedeutung des osmanischen Reiches liegt nicht in dem Staat, sondern in seiner geographischen Lage. Die türkischen Länder in Asten, Eu­ropa und Afrika bilden zusammenbetrachtet den Mittelpunkt des großen Kon­tinents, welcher sich aus den drei Erdtheilen zusammensetzt, die Herzgegend der ganzen östlichen Hemisphäre. Diese Situation im Centrum des Welt­ganzen hat diese Ländermassen iu allen Zeiten zum Durchgangspunkt aller universalen Bewegungen gemacht. Die Cultur der Pharaonen, die Zelte Moses standen auf dem Grunde, welcher jetzt türkisch ist. Von hier auS kam durch die Phö­nicier Seehandel und Buchstabenschrift in die Welt, hier erblühte die Schönheit griechischenLebens. Um seinen Welterobernngsplänen nachzugehen, mußte Alexan­der diese Länder in seinen Händen halten, weil von ihnen aus sich Deboucheen nach drei Erdtheilen eröffnen; Roms Herrschaft über das Mittelmcerreich, über Asien und Afrika wurde gewonnen, als es seine Adler hierhergetragen, hier entschieden die Schlachten von Pharsalus und Actium, wer über den Orbis herrschen sollte; das Christenthum nahm von hier aus seinen Ausgang, des­gleichen der Islam, und der in den Kreuzzügen gescheiterte Versuch, das

13*