Jahrgang 
1914
Seite
8
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So'n Wal, der hat nämlich unter seiner dicken Haut, die wie Leder ist, eine Speckschicht, die wohl ungefähr einen halben Meter dick ist. Daraus sollte Tran gekocht werden. Das eine von den Tieren war besonders groß, sicher über 20 m, das andere mochte ^6 m lang sein. Zähne hat der Wal ja nicht, aber dafür ungefähr soo Barten, von denen die längsten wieder 5 m lang werden. Die sind bieg­sam. Man muß sie mit der Axt sorgfältig heraushauen, denn sie sind sehr wertvoll. Davon werden dann die echten Fischbein- ftangen gemacht.

Der Kapitän war der einzige, der nicht mitarbeitete, wir an­deren aber bekamen alle Steigeisen an die Füße, damit wir uns auf der glatten Haut halten konnten.

Und nun ging's los. An Tauen ließen wir uns herunter auf den Wal, und nun wurde mit langen Messern die Haut aufgeschnitten und große Klumpen Speck herausgeschnitten. Die warfen wir auf Bord, und die kamen gleich in die Kessel, die schon inzwischen angeheizt waren. Nun fing der Speck an zu kochen und zu qualmen und zu stinken, das war schon nicht mehr schön!

wir sahen aus wie die Mordbrenner, so dreckig und schmierig und angeschwärzt, daß wir glaubten, wir würden überhaupt nicht wieder rein werden. Und alles stank nach Tran und Schmiere.

So'n Tier von ^8 m. Länge, das hat über 30 000 Kilogramm Speck unter der Haut, und daraus kann man immer so 2 H 000 Kilogramm Tran kochen. Nun könnt ihr euch denken, was wir für Fässer füllen konnten von den beiden Tieren.

Na, unser Kapitän war freudenfroh. Jedes Tier brachte ihm wohl so Hooo Mark ein, wenn er den ganzen Tran und das Fischbein verkaufte.

Es sollte garnichts zurückbleiben. Sogar die Knochen haben wir mitgenommen, und die sind dann an ein Museum verkauft worden.

Die Reise hätte freilich auch ganz anders kommen können. Mancher Walfischfahrer fährt guten Mutes aus und fängt garnichts, denn jetzt gibt's nicht viel Walfische mehr. Sie sind längst im Aussterben. Das kommt von der Geldgier der Menschen, die nie genug kriegen können. Ich hab' mal gelesen, daß vor ein paar Jahrhunderten noch von 55 Hamburgischen Schiffen 50- Wale gefangen wurden."

Da kam auf einmal Frau Sandreuther auf die Veranda heraus und sagte:Hör mal, du vergißt ja wohl ganz, daß du noch frisches Seewasser holen mußt."

Da stand Herr Sandreuther schnell auf und ging in das Haus. --