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Eisberge aber können die Wellen nicht anschlagen; und so kornrnt es dann, daß der Berg an der Wassergrenze mehr und mehr wegschmilzt und der obere Teil weit übersteht. Das sieht ost wunderlich aus. Wild und zackig ragt dann der obere Teil über das Wasser, unten haben die Wellen den Berg ganz ausgehöhlt. Oft schlagen sie auch so tiefe Löcher hinein, daß große Torbogen entstehen, durch die ein kleines schiff hindurchfahren kann. So nimmt die Strömung den Eisberg mit und bringt ihn in wärmere Gegenden, und da scheint die Sonne stärker und hilft nun auch mit, ihn aufzutauen. Dann brechen oft große Stücke der Rrone ab und stürzen ins Meer und schwimmen nun als kleine Eisberge neben dem großen weiter, bis er sich ganz allmählich auflöst und geschmolzen ist."
„Gibt es denn heiße und kalte Länder?" fragte ihn Erna, Franzens Schwester. „Gewiß, mein Rind, ich bin schon in Ländern gewesen, wo es immer Sommer ist, aber auch in einem Lande, wo der Winter eigentlich nie aufhört."
„Ich möchte auch wohl mal in solch kaltes Land reisen!" rief Berni, „da kann man das ganze Jahr Schlitten und Schlittschuhe fahren."
„Das wünsche dir man nicht, mein Junge," entgegnete Herr Sandreuther, „das ist in Wirklichkeit nicht so schön, wie du denkst. Ich fuhr mal mit einem Walfischfänger nach Grönland hinauf, das war eine schlimme Fahrt, die ich so leicht nicht wieder vergesse. Bis Island ging's ganz gut. Da hatten wir noch mildes Wetter, aber dann steuerten wir auf Grönland zu, und da fing es an, ungemütlich zu werden. G, was habe ich da für Schneegestöber erlebt! Und dann noch Sturm dazu. Ich sage dir, da konnte man nicht die nächsten Gegenstände mehr sehen. Und der eisige Wind und die harten Flocken, wenn einem die so stundenlang um die Ohren fliegen, das ist wirklich nicht mehr angenehm. Wir hatten uns ja gut für die Reise eingerichtet, und der Dampfer hatte schon ein paar Reisen da hinauf gemacht und war recht fest und sicher gebaut, aber dennoch — es wurde mir bald zuviel. Es war ein schwedischer Dampfer, wir waren von Stockholm aus gefahren und wollten Walfische jagen, und das ist immer harte und gefährliche Arbeit, und schmierig ist die Arbeit, einfach nicht zum Sagen!
Als wir nun hinter Island waren und auf Grönland zusteuerten, da sahen wir gerade vor uns drei Wale auf dem Wasser liegen. Man kann sie immer von weitem schon erkennen an dem Wasserdampfe, den sie ausstoßen. Der Wal hat nämlich zwei Nasenlöcher, die ganz