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Bd. 3 (1906)
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Dr. C. Mense.

haut ist gerötet, oft leicht gelblich verfärbt. In schweren Fällen wird auch Bronchialkatarrh und Atemnot beobachtet. Dabei können die Submaxillar- und Subliugualdrüsen druckempfindlich sein.

Meistens geht die Krankheit nach wenigen Tagen plötzlich in Genesung über. Verf. hat keinen Todesfall, auch nie hohes Fieber während des Verlaufes beobachtet. In Ostafrika sollen schwere Erkrankungen unter heftigen brennenden Schmerzen im Halse, Nackenstarre, starken Glieder- und Gelenkschmerzen, Appetitlosigkeit, Ver­stopfung seltener statt derselben blutige Durchfälle und intermittierendem Puls nach 14 Tagen und mehr zum Tode führen. Auch 'Weiße sollen davon be­fallen werden.

Differentialdiagnostisch kämen besonders Intoxikationen in Betracht, zumal unter den Negern Giftmorde nichts seltenes sind und häufig iu der Form eines sog. Gottesgerichts Vorkommen. Am meisten gleichen wohl die Krankheitserscheinungen einer Vergiftung mit den kaustischen Euphorbiaceen, Wolfsmilcharten, deren Saft starke Entzündung der Mund- und Rachenschleimhaut hervorzurufen vermag.

Dengue, an welche der feuchtglänzende Blick der geröteten Augen und die Gelenkschmerzen erinnern, unterscheidet sich von Kafindo durch das nie fehlende Fieber und Exanthem, sowie die größere Schmerzhaftigkeit der Gelenke.

Die Behandlung der Eingeborenen besteht darin, daß sie die Zunge mit einem wie ein Pinsel am Ende ausgefaserten Ilolzstäbchen, welches auch sonst zum Putzen der Zähne benutzt wird, oder einem rauhen Blatte oder dgl. blutig kratzen. Besser sind antiseptische und adstringierende Mundwässer.

Eber die Therapie der schweren Fälle liegen medizinische Beobachtungen nicht vor. Missionare wollen mit Phosphor und Bienengift gute Erfolge gehabt haben.

Bei den Eingeborenen des früheren Lun da-Reiches im Hinterlande von Angola fand F. C. Wellmax ein eigentümliches, von den Eingeborenen Aka- tama genanntes Nervenleiden. Es ist eine periphere Neuritis, deren wichtigste Symptome Anschwellung, leichtes Ödem und Hyperämie der Extremitäten sind be­gleitet von Parästhesien wie Prickeln, Brennen und Taubheit der befallenen Teile. Manchmal tritt auffallende Hyperhydrosis der betreffenden Stellen ein, Kälte und Feuchtigkeit steigern die Beschwerden, trockene, durch Sonnenschein oder ein Feuer hervorgerufeue Hitze lindert sie.

Mit M a 1 a r i a - N e u r i t i s, B e r i b e r i und Lathyrismus soll das Leiden nicht Zusammenhängen. Die Untersuchung des Blutes und der Exkrete ergab nur die stets bei den Eingeborenen jener Gegenden vorkommenden, den Volksseuchen ent­sprechenden Parasiten. Im Sudan beobachtete Balfour einen ähnlichen Symptomen- komplex, den die Araber alslahmes Kamel bezeichnen.

Die Kranken sollen meistens sterben, auch soll der tödliche Ausgang durch Gift oder durch große Furcht oft künstlich beschleunigt werden.

Es könnte sich hier um ein ähnliches Krankheitsbild wie bei dem als Raynaud- sche Krankheit bezeiclmeten Symptomkomplex handeln.

Eine eigentümliche Mischung von rein nervösen Erscheinungen mit an In­fluenza oder leichte Malaria erinnernden Symptomen stellt nach den Angaben von Robertson das auf den Sandwichs-Inseln bei Fremden in der ersten Zeit ihres dortigen Aufenthalts vorkommende Boo-Hoo-Fieber dar. Unter schwerer geistiger Depression und melancholischer Gemütsstimmung, wie Heimweh, treten Gliederschmerzen und Rückenschmerzen auf, die Zunge ist belegt, der Appetit schwindet, manchmal besteht leichtes Fieber, meistens Verstopfung. Die Ursache ist unbekannt, Heilung erfolgt besonders bei Anwendung von Chinin, Phenazetin und dgl. prompt, in wenigen Tagen.

Audi andere fieberhafte Erkrankungen wie das von Manson als selbständige