Amöbenruhr.
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: eintragen. Der eine fühlt sich schon schlecht und bekommt Leibschmerzen oder
blutige oder schleimige Beimischungen zum Stuhl, wenn er ein Glas Sekt trinkt. Der andere verträgt das zwar, bekommt aber sofort nach Hülsen fruchten oder Kohl einen Rückfall, ein dritter nach Schwarzbrot usw. Solche Empfindlichkeiten können sich über Jahre hinziehen und, wenn sie nicht entsprechend beachtet werden, unangenehme Rückfälle zur Folge haben. Kranke, die Milch vertragen, befinden sich am besten bei Milchdiät. Andere wieder vertragen die Milch nur in Gestalt von Milchreis. Die Diät ist im allgemeinen wie bei der chronischen Bazillenruhr zu regeln.
Schließlich kommen noch chirurgische Eingriffe in Betracht.
Doch muß man in dieser Beziehung bei der Amöbenruhr doppelt vorsichtig sein. Stellt sich nach Eröffnung der Bauchhöhle heraus, daß der Darm noch in weiterer Ausdehnung krank ist, so ist von jedem weiteren Eingriff abzuraten. Denn an größere Eingriffe haben sich regelmäßig letal verlaufende Entzündungen angeschlossen. Etwas anderes ist es, wenn es sich z. B. herausstellt, daß die Erkrankung lediglich ihren Sitz noch im Wurmfortsatz hat. Dieser kann dann mit Erfolg entfernt werden, wie es z. B. in dem von Hoppe-Seyler kürzlich beschriebenen Fall geschehen ist.
Diagnose.
Die Diagnose Amöbenruhr kann nur mit Hilfe des Mikroskopes gestellt werden (vgl. Abschn. Ätiologie). Denn klinisch ist ein Fall von Amöbenruhr von Bazillenruhr im Anfang nicht zu unterscheiden.
Bei der nur wenig bekannten Dysenterie spirillaire von Le Dantec sollen die Spirillen in graugefärbten Schleimflocken nachweisbar sein.
Prognose.
Die Prognose der Amöbenruhr ist insofern ungünstiger, als hier von vornherein die Gefahr des Leberabszesses und der Darmperforation besteht und diese Ruhrart infolge ihrer Neigung zu chronischem Verlauf, häufig zum Erschöpfungstode, wenn auch erst im Lauf von Jahren, führt. Die Fälle, in denen der Abszeß in die Lunge durchbricht, gelten vielfach als aussichtslos. Von vier derartigen von Council- man und Lafleur beobachteten Fällen endigten drei tödlich. Von anderer Seite wird dieser Ausgang nicht als so ungünstig angesehen (vgl. S. 59).
Die Prophylaxe
ist entsprechend derjenigen der Bazillennihr zu gestalten, da die Verbreitung der Krankheit ja auch durch Kontaktinfektion in Frage kommt. Nur muß der Punkt besonders im Auge behalten werden, daß bei der Amöbenruhr das Wasser vermutlich der Hauptinfektionsträger ist. Verdächtiges Wasser muß also stets gekocht genossen werden. Auch wird es sich empfehlen, in Gegenden, in denen die Amöbenruhr häufig ist, auf den Genuß von ungekochten Salaten und Gemüsen zu verzichten. Fernerhin müssen die eingeborenen Köche und Diener angehalten werden, daß sie zum Reinigen des Geschirrs stets einwandfreies, d. h. heißes Wasser verwenden. Ford gibt z. B. an, daß unter der amerikanischen Garnison von Manila, bei der entsprechende Vorsichtsmaßregeln getroffen waren, die Ruhrmorbidität nur 1 10 so hoch als bei der Zivilbevölkerung war.
Literaturverzeichnis s. unter Bazillenruhr Bd. II S. 274—292.