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Bd. 3 (1906)
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Amöbenruhr.

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In einer neuen Arbeit berichtet Harris, daß er die Ruhramöben auch in einem Abszeß des Mundbodens und am Zahnfleisch *) sowie im Urogenitalsystem fand.

e) Lebensfähigkeit der Ruhramöbe außerhalb des menschlichen Körpers. Über die Dauer der Lebensfähigkeit der Ruhramöbe außerhalb des menschlichen Körpers ist erst Einiges mit Sicherheit bekannt. Roos gibt an, daß es ihm 2 mal gelang durch Einspritzung von amöbencystenhaltigem Stuhl, der 2 Tage bei Zimmertemperatur gestanden hatte, Gross durch solchen, der 6 Tage alt war, bei Katzen Dysenterie zu er­zeugen. Councilman und Lafleur fanden bei einer Sektion, die 36 Stunden post mortem ausgeführt wurde, nur noch ganz vereinzelte bewegliche Amöben. Schaudinn hingegen konnte mit Ruhrstuhl, der 4 Wochen alt war und Dauerformen der ttuhramöbe enthielt, noch Ruhrerkrankungen bei Katzen durch Verbitterung dieses Stuhles erzielen. Ein Ver­such des Verf. eine Infektion mit Jahr alten Fäces, die die Dauerform enthalten hatten, hervorzurufen, mißlang.

f) Nachweis der Amöben. Ebenso wie bei der Untersuchung auf Dysenterie­bazillen müssen auch bei der Untersuchung auf Ruhramöben besondere Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden, wenn die Untersuchungen erfolgreich sein sollen. Auch hier sind die glasigen Schleimflocken und wenn der Stuhl schon fest geworden ist, die ihm anhaftenden schleimigen Bestandteile, die geeignetsten Untersuchungsobjekte. In diesem Medium findet man die Dysenterieamöben oft haufenw r eise und zwar sowohl in frischen als auch in chronischen Fällen. Nur muß man stets den Stuhl aufs Sorgfältigste nach den kleinen glashellen Schleimklümpchen durchforschen, wenn man nicht negative Resultate erhalten

Fig. 4.

Dysenterieamöben in einer Schleimflolke. Leitz Obj. 3, Ocul, 4. Eigene Beobachtung.

Gez. vom Verf.

will. Weiterhin ist der Umstand für den Untersuchungsbefund sehr wesentlich: hatte eine Behandlung vor der Untersuchung schon statt gefunden oder nicht. Sobald bereits vorher eine Milchdiät eingeleitet ist, oder Kalomel (Quincke, Boas) innerlich gegeben worden ist, oder Darmspülungen gemacht worden sind, so verschwinden die Amöben entweder gänz­lich oder vorübergehend * 2 ) (Kruse und Pasquale). Will man nun den Stuhl frisch unter­suchen, so muß das unmittelbar oder höchstens 12 Stunden nach der Entleerung ge­schehen. Denn sonst sind die Amöben namentlich wenn sie nur wenig zahlreich vor­handen sind schwer aufzufinden, w r eil sie ihre Haupteigenschaft, die Beweglichkeit, verlieren, sich abrunden, aufquellen und als Amöben nicht mehr zu erkennen sind. 3 )

Von sich bewegenden Leukocyten unterscheiden sich die Dysenterieamöben 1. durch

J ) Wohl eine Verwechslung mit der Amoeba buccalis.

2 ) Will man also sicher gehen, so darf man sich nie mit einer einmaligen Unter­suchung begnügen, sondern muß öfters untersuchen.

3 ) Am besten tut man, wenn man zunächst mit schwacher Vergrößerung untersucht: Leitz Obj. 3 und Oc. 4. Dann treten die Amöben als auffallend große Zellen in der ausgestrichenen Schleimflocke hervor. Man kann schon bei dieser Vergrößerung Ento- und Ektoplasma unterscheiden und auch einzelne Amöben, die in dünneren Stellen des Prä­parates liegen, deutlich erkennen. (Vgl. Fig. 4.)