Dr. R. Rüge.
Fig. A 4 .
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Dieser Buckel kann sich dann in die Länge strecken. Dieses Strecken geschieht aber nie gleichmäßig, sondern stets ruckweise. Oder aber der vorgetriebene Ektoplasmabuckel läuft um das Entoplasma herum, wie etwa eine Welle, die durch ein Dampfschiff aufgeworfen worden ist, am Ufer entlang läuft. Schließlich kommt es auch vor, daß ein vorgetriebener Buckel sich in ein und derselben Richtung weiter vorschiebt und in die Länge zieht. Dann erscheint die Amöbe in Form einer Hundezunge, deren vorderer Teil aus dem hyalinen, zähen Ektoplasma und deren hinteres Ende aus dem gekörnten Entoplasma besteht. Solche Formen können bis 70 ft Länge erreichen. Wahrscheinlich wird diese Größe nur deshalb erreicht, weil die Amöben Kochsalzlösung aufnehmen und dadurch aufquellen. Jedes Vorstößen eines Buckels ist von einem lebhaften Nachströmen des Entoplasmas gefolgt, ohne daß das Entoplasma jemals den vorgetriebenen glashellen, zähflüssigen Ektoplasmafortsatz ganz auslullte. Bei diesem Nachströmen des Entoplasmas tritt der Kern manchmal deutlich zutage. Er wird beim Durcheinanderwirbeln des Entoplasmas vorübergehend verzerrt und platt gedrückt. Oft enthalten die Amöben rote Blutkörperchen, manchmal nur einzelne, manchmal aber ganze Haufen, so daß sie schon bei schwacher Vergrößerung rot erscheinen und einer Himbeere ähneln. Sonst können sie an Fremdkörpern noch Kerne von Eiterkörperchen, Bakterien und Detritus enthalten. Man findet aber nie Pigment in ihnen, wohl
Fig. A 4 .
Fig. A,
f .\
Fig. A 3 .
Fig. A 5 .
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i.v.25
Fig. Aj—A 5 . Eine Dysenterieamöbe in verschiedenen Bewegungsstadien (1—4). Die punktierte Liene bei 2 deutet die rasch sich folgenden Formveränderungen an. 5 Dysenterieamöbe, die rote Blutkörperchen und einen Haufen Kokken enthält. 1000 X- Gez. vomVerf. 1 )
aber gelbliche Schollen, wahrscheinlich Reste von roten Blutkörperchen. Sie scheinen also die aufgenommenen roten Blutkörperchen in anderer Weise zu verdauen als die Malariaparasiten es tun. Die Aufnahme dieser Fremdkörper unter dem Mikroskop zu beobachten ist bis jetzt noch nicht gelungen, wohl aber das Ausstößen von solchen (Kruse und Pasquale, Jürgens, Schaudinn). Die Vermehrung im vegetativen Stadium erfolgt durch Teilung oder Knospung (Schaudinn).
„Die Bildung der Dauerstadien der Entamoeba liistolytica findet ebenso wie bei vielen anderen parasitären Protozoen erst statt, wenn die Lebensbedingungen nach einer längeren Periode einer lebhaften "Vermehrung schlechter werden. Dieser Moment fällt bei der Dysenterie meist mit dem Beginn der Heilung zusammen. Die Dauerformen treten erst auf, wenn die Fäces fester werden, oder vielleicht richtiger ausgedrückt, wenn die vegetative Vermehrung der Amöben aufhört, tritt Heilung ein“ (Schaudinn).
Die Entwicklung der Dauerformen geht nach Schaudinn’s Untersuchungen folgender-
J ) In Fig. A x ist der Kern auffallend deutlich. Daher ähnelt diese Entamoeba histolytica einer Amoeba coli. Nur das stark lichtbrechende Ektoplasma und die Anhäufung des Chromatins an den Polen des Kerns laßt die Amöbe als eine Entamoeba histolytica erkennen. In Fig. A 2 ist der Kern charakteristisch undeutlich und etwas verzogen. ln Fig. A 3 —A 5 ist der Kern nicht zu entdecken.