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III. Kapitel.
Der Baumwollbau in Togo.
A. Geschichtliches. 1 )
Auch in Togo haben die Eingeborenen von alters her und zwar fast im ganzen Schutzgebiet Baumwolle gebaut. Das Verspinnen der selbsterzeugten Rohbaumwolle und das Verweben der einheimischen Garne ist in den meisten Teilen des Schutzgebiets schon lange vor der Besitzergreifung durch das Deutsche Reich in Übung gewesen. Die Baumwollproduktion der Eingeborenen des Schutzgebiets hatte freilich immer nur den Zweck, ihren Eigenbedarf an Baumwolle für die Anfertigung der einheimischen Gewebe zu decken. Ein Export von Rohbaumwolle, eine Beschickung des europäischen Marktes hatte nicht stattgefunden. Eine Änderung hierin brachte der amerikanische Bürgerkrieg und der in seinem Gefolge auftretende „Baumwollhunger“, der die Preise für Rohbaumwolle gewaltig emporschnellen ließ; damals — in den Jahren 1865—1870 trat auch die westafrikanische Baumwolle zum erstenmal auf den Plan.
Ein angesehener Eingeborener in Porto-Seguro und Ague hielt damals 40—45 Sklaven allein für den Baumwollbau und betrieb auch einen Entkörner sowie eine Ballenpresse. Er soll 20—40 Ballen zu etwa 200 kg monatlich mit Segelschiffen nach Liverpool verschifft haben. Mehrere englische und französische Firmen kauften gleichfalls Baumwolle auf und verschifften sie mit Segelschiffen. Von sehr vielen Eingeborenen soll damals Baumwolle angebaut worden sein. Das Pfund erzielte damals bis über 2 M. Dieser Baumwollexport war jedoch nicht von langer Dauer; nachdem der Preis wieder gesunken war, wurde das
l ) Vgl. auch Deutsches Kolonialblatt 1911, Nr. 6 u. 7.