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Der Baumwollbau in den deutschen Schutzgebieten : seine Entwicklung seit dem Jahre 1910 / hrsg. vom Reichskolonialamt
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Regierung festgelegt ist, haben wir noch der bisherigen Tätigkeit der letzteren zu gedenken. Wie ich schon oben erwähnte, haben die Ver­waltungsstationen der Ausdehnung der Baumwollkultur dadurch genützt, daß sie die Eingeborenensteuer in Form von Baum­wolle annahmen. Ein indirekter Einfluß auf diese Eingeborenenpro­duktion wird dann ausgeübt durch die regelmäßige Propaganda, welche seitens der reisenden Beamten für den Baumwollbau gemacht wird. Da die intensive Besteuerung die letzteren in ziemlich enge Be­rührung mit den Eingeborenen bringt, ist der Einfluß vielleicht nicht zu unterschätzen. Eine direkte Beteiligung der eingeborenen Macht­haber an dem Baumwollbau besteht nur insoweit, als sie in ihrer Form als Beamte des Gouvernements zur Propaganda für die Sache herange­zogen werden. Von besonderer Bedeutung kann diese Tätigkeit in Süd- Niger ien sein, wo ein größerer Stab von Beamten in häufiger Berührung mit den Eingeborenen ist und neben der Empfehlung anderer Kulturen auch den Baumwollbau in den Vordergrund des Interesses stellen kann. Doch wie hoch die praktischen Erfolge der bisherigen Bemühungen bezüglich Baumwolle zu veranschlagen sind, geht aus einem Berichte des Direktors für Landwirtschaft in Süd-Nigerien hervor, in welchem er sagt, daß der Eingeborene stets noch die Baumwolle als eine Pflanze zweiten Grades betrachte, da ihm seine Nahrungsmittel in erster Linie von Bedeutung erscheinen. Auch in Adamaua habe ich vielfach beobachten können, daß die Baumwolle noch ein Stiefkind der Eingeborenenwirt­schaft ist und entweder auf abgetragenem Boden oder sogar auf steinigen Köpfen und unter Bäumen ihre Existenz fristen mußte. 1 )

Im März 1910 übernahm, wie schon oben erwähnt, das Departement für Landwirtschaft die Baumwollversuchstätigkeit und gleichzeitig damit die seitens der Gesellschaft bei Ibadan begründete Versuchs­anlage. Die bis zu jenem Zeitpunkte von der letzteren angestellten Versuche ließen sich in ihren Resultaten dahin zusammenfassen, daß die amerikanischen Uplandsorten bessere Resultate ergeben haben als die Eingeborenensorten, daß die beste Zeit für die Baumwollsaat die erste Hälfte des Monat Juli ist, und daß ferner die Kultur auf Kämmen derjenigen auf ebenem Boden vorzuziehen ist. Diese Versuche wurden seitdem fortgesetzt neben einer größeren Zahl vergleichender Anbauversuche, die aber noch nicht zum Abschlüsse gekommen waren.

In Nord-Nigerien beabsichtigt die Regierung, in den Gebieten mit verschiedenen klimatischen Verhältnissen, welche besonders bezüg-

!) S. Abschn. 5 dieses Kapitels (RKA.).

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