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Die Aussichten des Plantagenbaus in den deutschen Schutzgebieten / von A. Seidel
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fahr. Demnächst zeigt augenblicklich in Ostafrika die Kaffee­kultur, in Kamerun und Samoa die Kakaokultur die besten Aus­sichten. Auch Vanille liefert in mehreren Kolonien erstklassige Erträgnisse, aber nur erst geringe Mengen. Tabak hat vielleicht in Kamerun (kaum in Togo) eine Zukunft. Die Versuche mit Baumwolle sind nur in der Südsee aussichtslos, in Togo aber sogar besonders hoffnungsvoll. Die Erfahrungen mit Kautschuk und Agaven sind noch nicht ausreichend zur endgiltigen Beurteilung der Aussichten.

4. Art und Umfang der jetzt bestehenden Kulturen.

Um einen Überblick über die derzeitige Pflanzungstätigkeit in den deutschen Schutzgebieten zu gewinnen, geben wir auf Seite 4143 ein ausführliches Verzeichnis der bestehenden Plantagen- Gesellschaften mit näheren Angaben über Art und Umfang ihrer Wirksamkeit.

Diese Übersicht ergiebt zunächst die beachtenswerte Tatsache, daß abgesehen von den kleineren Betrieben bereits gegen 50 Millionen Mark im Plantagenbau in den Kolonien angelegt sind. Die Gesamtausfuhr an Plantagenprodukten hatte im Jahre 1902 einen Wert von 14 V 2 Millionen Mark, wenn man die Ölfrüchte und den Kautschuk voll hierher zieht, und mindestens doch von 4'/2 Millionen, wenn man Kautschuk 1 ) garnicht und die Ölfrüchte nur zu einem Drittel in Betracht nimmt. Sollte indessen selbst ein Viertel der letzteren Summe als reiner Gewinn betrachtet werden können, was zuverlässig nicht der Fall ist, so würde sich das angelegte Kapital immer erst mit etwa 2% verzinsen. In Wirklichkeit steht eine Verzinsung überhaupt noch aus, was ja auch nicht zu verwundern ist, da die meisten Kulturen sich noch im Versuchsstadium befinden.

Um das Risiko der Unternehmer zu verringern, hat die Regierung mehrfach Versuchsgärten angelegt, in denen im Kleinen unter wissenschaftlicher Aufsicht nach Möglichkeit ermittelt werden soll, ob eine Pflanze in dem betreffenden Schutzgebiet überhaupt fortkommt, welche Varietät derselben die beste Aussicht hat, wie sie sich gegen Klima und Boden verhält, welches die passendste Zeit für die Aussaat ist, von welchen Schädlingen sie heimgesucht wird und wie man die letzten zu bekämpfen hat, sowie andere Fragen,

>) Als meist im Raubbau, nicht im planmäfsigen Plantagenbetrieb gewonnen.