Der Kampf um den chinesischen Markt.
Natürliche Vorteile unserer Gegner.
Leistungen unserer Gegner.
kann es Deutschland nicht frommen, sich daran genügen zu lassen, denn seine wirtschaftliche Macht wächst im gleichen Verhältnis, in dem die Absatzgebiete für seine Waren sich erweitern. Auf wirtschaftlichem Gebiete gibt es keine Saturiertheit. Aber noch ein anderer Gesichtspunkt ist entscheidend. Selbst wenn wir von den Gefahren absehen, die unserer Industrie aus einem britischen Reichszollverein drohen, zwingt uns auch das Anwachsen unserer Bevölkerung, uns nach neuen Märkten für unsere Industrieprodukte rechtzeitig umzusehen. Das Problem, wie wir für diesen Zuwachs Arbeit und Brot schaffen, kann nur durch eine Ausdehnung unserer industriellen Produktion gelöst werden; neue Märkte sind eine Lebensfrage für uns. Wir dürfen daher China dem geschlossenen Ansturm unserer Weltmarktskonkurrenten nicht als einen für uns verlorenen Posten überlassen, sondern müssen die Politik des von der Hand in den Mund Lebens aufgeben und beizeiten für unsere wirtschaftliche Zukunft Sorge tragen.
Ist somit der Kampf um den chinesischen Markt für uns eine Notwendigkeit, so handelt es sich nur darum, ob wir überhaupt noch mit Erfolg diesen Kampf aufnehmen können. Unsere Gegner, als die wir hauptsächlich England, die Vereinigten Staaten und Japan ansehen müssen, haben schon einen erheblichen Vorsprung vor uns, einmal, weil ihnen natürliche Vorteile zugute kommen, die uns fehlen und andererseits, weil sie im letzten Jahrzehnt zielbewußter und mit unvergleichlich größeren Mitteln gearbeitet haben als wir.
Die günstigere Position unserer Gegner liegt auf der Hand. Japans Vorteile gründen sich auf seine geographische Lage und besonders auf die Gemeinsamkeit der Rasse und Schrift. England, Chinas Nachbar an der südwestlichen Grenze, erscheint den Chinesen als die erste Macht der Erde, als die Herrin der Meere und der große Schiedsrichter auf der Weltbühne. Die englische Sprache gilt ihnen als die allgemeine Handelssprache, die bestimmt ist, auch die internationale Verkehrssprache des Ostens zu werden; und in der Tat spricht der westländisch gebildete Chinese von fremden Sprachen, abgesehen von Französisch, heute nur noch das leicht erlernbare Englisch. Damit ist für die englischen und in gleicher Weise für die amerikanischen Bestrebungen eines der wichtigsten Kampfmittel gegeben, denn der Sprache folgt der Handel, was gerade von englischer Seite immer wieder betont wird.
In ganz großzügiger Weise haben England, die Vereinigten Staaten und selbst das in Finanznöten schwebende Japan während der letzten 10 Jahre Schul- und Kulturpolitik in China getrieben. Ungezählte Millionen haben sie auf diese Bestrebungen verwandt. Scharen von Missionaren und Lehrern haben das Land überflutet. China ist mit englischen und amerikanischen Schulbüchern überschwemmt. Amerikanische Spezialgelehrte bereisen systematisch das Land und machen die Chinesen mit den Wundern der modernen Technik in amerikanischer Beleuchtung bekannt.
Die chinesische Presse ist zu einem erheblichen Teil unter den Einfluß unserer Gegner gekommen. Die englische Sprache soll als obligatorischer Unterrichtsgegenstand an den sämtlichen chinesischen Staatsschulen mit Aus-
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