212 Sibirien. — Persien, Afghanistan.
Der sehr bedeutende Handel Wladiwostoks soll hauptsächlich in den Händen der sechs deutschen Firmen am Platze liegen, und auch im Handel Port Arthurs und Dalnns, d. h. besonders in den Lieserungen für die Armee und die strategischen Bauten, standen die Deutschen an erster Stelle.
Im Schiffsverkehr Wladiwostoks nahm die deutsche Flagge im Jahre 1902 mit 34 793 Reg.-Tons die dritte Stelle ein; von den 364 eingelaufenen Schiffen kamen 17 direkt aus Hamburg. In den letzten Jahren ist die Beteiligung Teutschlands, namentlich an der Küstenschiffahrt, merklich zurückgegangen. Regelmäßige Dampferverbindungen werden unterhalten: von der Hamburg-Amerika- Linie etwa monatlich zwischen Wladiwostok-Nagasaki-Hongkong und von der Firma Kunst K Albers zwischen Wladiwostok und Nikolajewsk. Von den 113 Dampfern, die im Jahre 1902 in den letztgenannten Hafen einliefen, kamen 7 direkt aus Hamburg, jedoch nicht unter deutscher Flagget)
III. fersten. Afglianiltan.
(P. Rohrbach, Persien und die deutschen Interessen. Verh. d. Abtlg. Berlin-Charlottenburg d. dtsch. Kol.-Gesellsch., 1901/02, Bd. 0, Heft 1. Berlin 1901. — H. Grothe. Zur Literatur über Persien, Asien III s1903Z, S. 40. — Das wirtsch. Asien I, Nr. 8 ^1904).)
In den größeren und Mittelstädten Persiens leben vereinzelt deutsche Kaufleute; in Jspahan und Sultanabad trifft man je einen deutschen Teppich- Händler. Eine Kolonie von nahezu 100 Deutschen weist die Hauptstadt Teheran auf. Um die deutsche und österreichische Botschaft gruppieren fich Aerzte, Professoren, Kaufleute und Handwerker. An Reichsangehörigen wurden jedoch in ganz Persien im Jahre 1904 nur 49 Personen gezählt. Der „Deutsche Hilfsbund für Armenien", von dessen Wirksamkeit in Armenien schon oben die Rede war, arbeitet in derselben Weise auch in Persien; er unterhält in Urmia ein Waisenhaus mit 103 Kindern, in Choi ein solches mit 120 Kindern. Das zu Urmia ist entzückend gelegen, ganz von aller Welt abgeschlossen, umgeben von Obstgärten, Fruchtfeldern und blühenden Terrassen. Es war früher eine Villa des Schahs, später seines Statthalters. Beide Waisenhäuser verdanken ihr Entstehen dem tatkräftigen Wirken des verstorbenen Pastors v. Bergmann.
Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Persien sind gegenwärtig noch gering, zumal der Handel durch russisches Gebiet sich wegen der hohen russischen Zölle von selbst verbietet. Deutschlands Anteil am Gesamthandel steht hinter dem Rußlands und Englands erheblich zurück. Während z. B. im Jahre 1899 Rußland mit 39,4, England mit 5,7 Millionen Rubel beteiligt war, entfielen auf Deutschland nur 0,9 Millionen. An dem in Travezunt einmündenden Handel, der im Jahre 1901 über 16 Millionen Mark betrug, nahm Deutschland mit nahezu 2 Millionen teil. Die Vollendung der Bagdadbahn könnte einen großen Aufschwung des deutschen Handels herbeiführen, freilich nur, wenn der Endpunkt Kuweit am Persischen Golf persisch bleibt und nicht etwa in den Besitz einer europäischen Großmacht übergeht. Bisher gibt es noch kein großes deutsches Handelshaus in Persien, so daß sämtliche Exportartikel nach Teutschland über England gehen müssen. Immerhin steht Deutschland nach der letzten Statistik an sünfter Stelle, während es vor vier Jahren an siebenter Stelle stand. Im Jahre 1904 05, das für den Handel mit Südpersien ein außerordentlich ungünstiges Jahr war, entfielen von 66,6 Millionen Kran Gesamteinfuhr (gegen 52,6 im Vorjahre) auf Deutschlands Einfuhr 1,7 Millionen Kran (gegen 2,9 im Vorjahre). Die Abnahme war bei Deutschland noch stärker
-) Vgl. Handelsarchiv 1903, II, 803 ff., und 1904, II, 818.