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die ja auch anfänglich nur oberflächlich hingeworfen wurde, damit dann auf der gewonnenen Basis der regelrechte Ausbau sich vollziehen könne. Um so schnell wie möglich dazu zu gelangen, wurde beispielsweise der Schutz gegen die Wanderdünen fürs erste nur in oberflächlicher Weise vorgenommen, um erst später den Ausbau von Wellblechtunneln folgen zu lassen. Die Bahn soll in ihrer ganzen Länge spätestens am 23. November 1908 betriebsfähig sein. Schon vor der Qesamteröffnung der Bahn werden die einzelnen Teilstrecken alsbald nach betriebsmäßiger Herstellung soweit dem Verkehr übergeben, daß sie die jetzigen Fuhrparkkolonnen ersetzen. Die Ersetzung der provisorischen Einrichtungen durch die endgültigen Bauwerke soll nebst der vollständigen Ausstattung der Linie so früh beendet sein, daß die Hauptabnahme aller Anlagen am 30. September 1909 erfolgen kann. Mit dem 1. Oktober 1909 wird demnach voraussichtlich der regelmäßige Betrieb beginnen. Der Ausbau für den Vollbetrieb war im August bis zur ersten Hauptstation Aus vorgeschritten. Die Fortsetzung der Bahn war gleichzeitig bis etwa 150 km vor Keetmanshoop gelangt.
Wenn für die rasche Inangriffnahme und Ausführung der Bahn auch nur politisch-strategische Gründe ausschlaggebend waren, so wird die Bahn doch für den Süden des Schutzgebiets — ebenso wie die Bahn Swakopmund—Windhuk für den mittleren Teil — von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung werden durch Aufschließung der mineralischen Schätze des Landes und Förderung der Viehzucht, für welche gerade der Süden des Schutzgebietes, der bisher von jedem Verkehr abgeschnitten war, günstige Vorbedingungen bietet.
Von Keetmanshoop aus wird für später an eine Fortsetzung der weitere Pläne. Bahn sowohl nordwärts nach Gibeon, wie südwärts nach Warmbad gedacht. Der Fortsetzung über Keetmanshoop nach Gibeon wird seinerzeit auch der Bergbau auf Kohle und Edelsteine im Bezirk Gibeon folgen können. Im Süden sind die Ansätze für die weitere Erschließung in re,icher Fülle vorhanden. Eine erhebliche Anzahl von Soldaten hat sich entschlossen, teils als Farmer, teils als Handwerker im Lande zu bleiben. Es ist eine zunehmende Nachfrage nach Farmland und ein steigendes Interesse am Schürfen nach Mineralien zu konstatieren. Außerdem steht der Beginn von Schürfarbeiten größeren Umfangs im Bezirk Gibeon bevor, wo häufig Blaugrund vorkommt und Kohlen gefunden wurden. All diese Ansätze können sich aber nur mit dem Bau einer Eisenbahn von Keetmanshoop nach Gibeon in normaler Weise entwickeln. Ohne diese Bahn werden sie immer kümmerliche Gewächse bleiben, von denen
Dix, Afrikanische Verkehrspolitik. 4