Natürliche und künstliche Verkehrsstraßen.
Einfluß der Binnenschiffahrt auf den Eisenbahnbau.
Von einer Verkehrspolitik unter Anwendung der Hilfsmittel moderner Technik — und nur von einer solchen sollen die folgenden Kapitel handeln — kann in dem kompakten, am wenigsten gegliederten Erdteil, dessen eingeborene Bevölkerung obendrein größtenteils unter dem energielähmenden Einfluß eines heißen Klimas steht, erst in jüngster Zeit die Rede sein.
Wo in Afrika während der letzten Jahrzehnte dazu übergegangen wurde, das Lasttier, das in einem breiten Zentralgürtel durch den Menschen selbst dargestellt wird, durch technische Verkehrsmittel zu ersetzen, da waren die unmittelbaren Anlässe, insbesondere für den Eisenbahnbau in den verschiedenen Kolonien, sehr verschiedener Art. Am zwingendsten haben sich jeweils die politischen Anlässe in Gestalt größerer Eingeborenenaufstände erwiesen. Geht man aber auf die tieferen Ursachen zurück, von denen im Einzelfalle die Linienführung der Eisenbahn diktiert wurde, so rücken mit Ausnahme bestimmter Bezirke die wirtschaftlichen Gründe vor die militärischen, und zwar machen sich dabei zwei Hauptmomente geltend: Eine große Gruppe afrikanischer Eisenbahnen bezweckt die Erschließung der reichen Minengebiete des Erdteils, eine andere dient der Ergänzung der vorhandenen natürlichen Verkehrsstraßen.
Mit Recht hat man Katarakte und Wasserfälle in Afrika als die wirksamsten Förderer des Eisenbahnbaues bezeichnet. Die Hemmnisse, die einer durchgehenden Binnenschiffahrt auf allen großen Strömen Afrikas durch Stromschnellen bereitet werden, haben gerade in den Anfängen moderner Entwickelung in den Kolonien dem Eisenbahnbau den stärksten Impuls gegeben und wirken auch heute noch in der gleichen Richtung.
In dieser Hinsicht zerfällt der Erdteil in Gebietskomplexe von ganz verschiedenem Charakter: während der ganze Nordwesten, ein
Dix, Afrikanische Verkehrspolitik. 1