Die Bremer Papyri
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komia Diebe in ihre Wohnung eingebrochen wären. Wenn diese Diebe hier den Wunsch aussprechen, daß sie die gestohlenen Sachen versiegeln soll, wie ich vermute 1 , und unter Eid ihren Preis angeben soll, so setzt das voraus, daß die Diebe schon vorher gefaßt waren. Dieser Wunsch ist also während der Untersuchung von den Dieben ausgesprochen worden.
7. Hier finden wir wieder die fehlerhafte Verdopplung des ue, vgl. oben S. 127. Aber unser Brief ist durchkorrigiert, und dabei ist das zweite ue durchgestrichen worden, was für das Stilgefühl des Korrektors spricht. Anders nachher in Z. 50 und 51/52.
8. Hinter thi ist der untere Teil eines senkrechten Striches erhalten, der zu k passen würde. Das führte mich auf die Vermutung k[!othi]. Der Inhalt dieses Kastens ist also das Objekt des Diebstahls. Dieser Dativ k[(othi] hat wohl verschuldet, daß der Schreiber c>Hvuouct^ schrieb statt önvuouaai'.
10. Statt XHujucn-fcecrfrai ist vielleicht etwas anderes (xpHjucnrfee-frai ?) zu ergänzen. Der Gedankengang ist mir nicht ganz klar.
12/13. Hinter oistlv vermute ich die 3. Person Pluralis eines Futurums, dessen Subjekt die kXcöttes sind, wie etwa [Kouiojöen. Aber um das Verbum zu ergänzen, müßte ich die Geschichte des Diebstahls kennen. Auf dieses vo\ folgt: aXaux (oder y) ouovovuai'i und dann okotto (oder co), nach der Lücke 05. Die Lesung scheint mir außer t sicher. Das bleibt mir völlig dunkel. Nur am Anfang mag 6l\(\)' zu schreiben sein. Ich will hier keine Worte machen, da ich doch nichts Evidentes vorschlagen kann.
i6f. Da der Schreiber •rrpoTepoi' getilgt hat, fehlt nun der Komparativ zu dem folgenden Ö, denn irpo Travrds ist nicht mit 8 zu verbinden. Zu der Korrektur von iravrcov in Train-ös (Z. 16) bemerke ich übrigens, daß beide Formen in unsern Briefen in derselben Bedeutung (vor allem) miteinander abwechseln.
i8f. Diese Worte OTSa yäp trcö? ue Teiuäg ktX. scheinen mir nicht gerade für die Annahme zu sprechen, daß die Schreiberin eine Schwester des Apollonios wäre (s. oben S. 135).
21. Zu ä&eX$iKcüs vgl. oben S. 135.
22. Es ist zuzugeben, daß die Schreiberin, wenn sie die Schwester des Apollonios, Eu- daimonis also ihre gemeinsame Mutter war, schreiben konnte 6iiSaijiov(8a tmv nxrepa im Sinne von »meine« oder auch »unsere« Mutter. War sie aber nicht die Schwester, was mir doch wahrscheinlicher ist, so ist ihr Wortlaut so zu deuten, daß das aou sich ebenso auf täv ViH-repa wie auf tci Trai&ta bezieht. Vgl. oben Nr. 52, 5f.: ('^cnrä^oucu cre) — kcu tcc a(la- aKavr[a TraiSila Kai thv ovvf>\6v aou, wo auch das schließende aou sich auf beide Glieder bezieht.
29/30. Die Kinder, die eventuell zu Apollonios geschickt werden sollen, können nicht seine Kinder sein, da diese nach Z. 22 sich ja bei ihm befinden. Sie wird ihre eigenen Kinder meinen, zumal an die des vorher besprochenen iicopoc; nicht zu denken ist. Das spricht auf alle Fälle für eine sehr nahe Beziehung zwischen ihr und Apollonios, wie sie ja auch nach Z. 3/4 selbst vorher ihn in Heptakomia besucht hat. Ich habe geschwankt, ob ich lav (29) = av nehmen soll. Aber die in der Übersetzung gegebene Auffassung befriedigt mich mehr.
32. Zu liri -rrepas a^^s ist to Trpäyua hinzuzudenken.
33. Zu XaipSc; und seinem Bruder 'Hpcb&Hc; (in 41) s. oben S. 136. An sich wäre natürlich möglich, daß beide leibliche Brüder des Apollonios wären (vgl. auch Giss. 76), aber das tcöi äSeXijxlöi in Z. 34 nötigt zu der Annahme bekanntlich in keiner Weise. Jedenfalls gehören sie aber, zumal Chairäs hier zusammen mit der Verfasserin des ersten Briefes, dessen Schreiber auch seinen Brief schreibt und mit dem Onkel Diskäs dasselbe Blatt benutzt, zu dem engeren Freundes- oder Familienkreise.
42/43. Zu dem Gruß an toü? $iXoüirrdc; cre (ebenso in 57/58) vgl. meine Bemerkung im Archiv VI 379.
43/44. Zwischen den beiden Briefen ist ein Abstand von 2V2 cm.
45ff. Der Brief des Diskäs, den er selbst geschrieben und gewiß auch verfaßt hat, unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden durch schlechtere Schrift, Orthographie und Stil. Gegenüber dem, was wir in Flor. III 332 über das Auftreten des Diskäs gegen Eu-
1 Vgl. das Versiegeln von Häusern in Nr. 26, 12/13, auch das hna^payia-fl-Hvai in Nr. 40, 6.