Druckschrift 
Die Bremer Papyri : / von Ulrich Wilcken
Entstehung
Seite
116
Einzelbild herunterladen
 

116

Wilcken:

ergänzen möchte, dem einheimischen Holz des Hermopolites. Damals hatte Apollonios, der Stratege, wie es scheint, dem Herakleios den Auftrag gegeben (evroXas Z. 8), nament­lich die Zubereitung dieses einheimischen Holzes ins Auge zu fassen, was dieser auch getan hatte. Jetzt rät Herodes dem Herakleios den Ankauf von auswärtigem Holz, und zwar Holz, das schon zubereitet ist für die Verwehdung bei dem Bau (ä-irHpTicruevHv). Er hält das für vorteilhafter, als wenn er einheimisches Holz, das noch unbearbeitet gekauft ist, nachher von den einheimischen Handwerkern zubereiten läßt (vgl. a-irapTiauöv ktX. in Giss. 67,10). Daß der Ankauf des Holzes nicht dem Architekten, sondern dem Verwalter zufällt, ent­spricht den Angaben von Ryl. 233 Z. 12 und namentlich Z. 13f.: eypa^a yäp oo\, toipie, aXXoxe uh&ci> xcopk eiraKoXou-6-HcjEcos auToü &Y°P^ £Tal - Herakleios muß bei jedem Kauf persönlich zugegen sein, denn er führt die Kasse als der Rentmeester (Roos).

28. Über die Bedeutung von Bidpaua 1 (sonst Siepaua, Sta(peua) und Silpaats o. ä. sind die verschiedensten Ansichten aufgestellt worden. Vgl. darüber zuletzt Hjalmar Frisk, Bankakten aus dem Faijüm (1931) S.28ff. Unserer Stelle kommt am nächsten Thead. 26, 12: Ta i/aüXa tcöi/ Siaipeucrrcoi/, ebenso Thead. 27,19. Verwandt ist auch Oxy. IX 1197, 11, wo ein irXoToy gestellt werden soll irpös thv Siaipacnv toO Shuoct'iou irupoO. Aber wenn es sich hier um einen Transport (Oertel, Die Liturgie S. 130) oder eine Überladung (Frisk) von Steuerkorn handelt, kann an unserer Stelle, wo es sich um die Person des Herodes handelt, m. E. nur ein Übersetzen über ein Gewässer (Flußarme, Kanal usw.) gemeint sein, wofür die vaüXa, die Fährgelder, zu zahlen waren. Wenn man die beiden Wörter etymologisch auch nicht von Siaipeiv (= übersetzen) ableiten kann, ist es doch, als wenn auf diese Bedeutungsbildung dies Siaipeiv nicht ohne Einfluß gewesen wäre, wie Frisk S.29 bemerkt, der dafür auch auf die Schreibungen Sicupaais und Siaipeua hinweist, worin er eine volksetymologische Anknüpfung findet. Wenn Herodes dem Hera­kleios mitteilt, daß er viel Geld dafür ausgegeben habe, so legt dies den Gedanken nahe, daß seine Reisespesen ihm von Herakleios (d. h. Apollonios) ersetzt wurden, die Reise also eine amtliche war.

29 ff. Für die große Bedeutung, die das Serapeum von Alexandrien für die Griechen­welt hatte, ist diese Stelle von hohem Interesse. Vgl. BGU II 451, 3ff.: Fevouevoi eis 'dkXeiwSpetav to irpouKui/Hud cou liroiHaauef irapd Tcp Kupicp CapdirtSi (I./II. J.). Gleich nach der Ankunft waren sie hinaufgegangen. Vgl. auch W. Chrest. 98, 68.

32. Das Wort äSpog liebt Herodes. Vgl. Nr. 15, 34; Ryl. 233, 16, auch Giss. 67, 18.

34. Herodes fügt hier sogar die Tagesstunde hinzu, wohl um dem Herakleios zu zeigen, was er alles schon in diesen paar Stunden (etwa bis 2 Uhr) trotz seines Reisekaters ge­leistet hat.

35. Die Unterschrift des Hierakion erinnert uns daran, daß in unsern Briefen unter dem Gruß des Briefschreibers sich mehrfach noch ein zweiter Gruß von einem aus seiner Umgebung befindet, freilich ohne Namensnennung und in anderer Form (s. zu Nr. 5, 17). Herodes schrieb den Brief also in Gegenwart seines Bruders, wahrscheinlich in seiner Woh­nung. Hierakion mag ihm dies alte Aktenstück, dessen Rückseite noch frei war, zum Brief­schreiben gegeben haben. S. oben S. 95 zu Nr. 41.

Nr. 49. Brief eines Hermaios an den Gymnasiarchen Aelius Apollonios.

P. 11 (Bibl.). H. 20 cm. Br. 11.5 cm. Die Schrift (1. H.), eine sorgfältige, klare Halb- unziale, steht auf Recto parallel der Paginabreite. Auf Verso (parallel der Paginahöhe) 2 ist

die Tinte sehr matt.

Wegen des Aelius-Namens des Gymnasiarchen (s. auch Nr. 50) wird dieser Brief nicht vor Hadrian zu setzen sein. Hermaios dankt hier dem Gymnasiarchen zunächst für die ihm erwiesene Zuneigung und Freundschaft mit einem »Gott

1 Diese Schreibung begegnet jetzt auch in PSI X 1103, 9: Siapaua-nav.

2 Wahrscheinlich von 3. Hand, habe darüber keine Notiz.