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Die Bremer Papyri : / von Ulrich Wilcken
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Die Bremer Papyri

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Heptakomia hin wird durch das Kon-ayeii/ ausgeschlossen, da Pois und Terythis wie gesagt nördlich von dieser Stadt lagen. Unklar bleibt mir nur noch, wie das zu verstehen ist, daß Hermaios sagt, daß er die Kornprobe der beiden Dörfer zur Prüfung aufhebe (wie ein SeiyuaToap-rHs), um sie dann stromab (nach Alexandrien) zu schicken, während wir sonst hören, daß diese Proben zugleich mit dem Steuerkorn (Hib. 98, 17) von den Gaubehörden nach Alexandrien zur definitiven Prüfung geschickt wurden. Andererseits ist Giss. 15 jetzt dahin zu deuten, daß Hermaios den Apollonios bittet, ihm die Kornprobe des Dorfes Ibiön zu schicken. Diese neuen Nachrichten bedürfen noch einer gründlicheren Bearbeitung, als sie mir z. Z. möglich ist. Bemerken will ich nur noch, daß die gemeinsame Fahrt zu den Inseln mit den ytcopyox (Z. 14) uns vielleicht einen Fingerzeig dafür gibt, daß Hermaios auch mit dem Steuerkorn der Landbevölkerung irgendwie zu tun hatte. So disparat seine Kanal- und Schleusenarbeiten dem gegenüberstehen, könnte das gemeinsame Ver­bindende vielleicht in dem Schutz der Landwirtschaft (durch Kanäle, Schleusen) und der Verwertung ihrer Produkte für den Staat (Steuerkorn) gefunden werden. Wenn wir seinen Titel kennten, würden wir wohl klarer sehen.

16. TTcük; und TcpO-ftis, die hier ohne Copula nebeneinanderstehen, sind uns schon aus Giss. 6 als Nachbardörfer des Apollonopolites bekannt.

Nr. 15. Brief des Architekten Herodes an Apollonios.

P. 39 (Bibl.). H. 25 cm. Br. 10 cm. Die Schrift (Recto, parallel der Paginabreite) ist

eine ausgeschriebene kleine Cursive.

Der Briefschreiber Herodes, von dem wir in Nr. 48 noch einen Brief an Herakleios haben, ist uns schon aus Giss. 67 bekannt. Wie in unserm Brief Z. 113 berichtet er auch dort dem Strategen über die Fortschritte der Arbeiten an einem Hausbau, den Apollonios im Hermopolites für sich ausführen ließ. Er stand also offenbar in privaten Diensten des Apollonios (P. M. Meyer zu Giss. 67) und war wahrscheinlich der Architekt (so Roos S. 45) oder doch mindestens der praktische Bauleiter. Unter­stellt war er dem Herakleios, den Apollonios während seiner Abwesenheit als seinen Verwalter, seinen 1-nriTpoirog, der im besondern die Verfügung über die Kasse hatte, im Hermopolites zurückgelassen hatte (Meyer 1. c), und der wahrscheinlich in Hermopolis wohnte. Er ist auch der eiriTpo-rrog in unserer Z. 8. Auf denselben Hausbau bezieht sich offenbar auch der Brief der Aline Giss. 20,12 ff .(vgl. Ro 0 s 1. c). Erst unser Bremer Text aber ermöglichte mir jetzt die Erkenntnis, daß auch P. Ryl. II 233 von demselben Hausbau handelt. Die sachlichen Überemstimmungen dieses Textes, über dessen Herkunft in der Publikation nichts gesagt ist, stellen es außer Zweifel, daß er zu der Heptakomia-Gruppe gehört, und die stilistischen Überein­stimmungen scheinen es mir sicherzustellen, daß auch dieser Brief von He­rodes an Apollonios geschrieben ist. Daß das betreffende Haus nicht in Hermopolis, sondern auf einem Landgut des Apollonios errichtet wurde, zeigte uns schon Giss. 20, 19 (kthcecos). Das wird nun bestätigt durch Ryl. 233, 7fr., wo von den kcouokoitoikoi die Rede ist, die draußen vor dem iruXcbv des Apollonios einen v^iXoc, Toirog besitzen. Von diesem Landgut aus werden die Briefe des He­rodes geschrieben sein (außer 48). Wir haben somit nun 4 Texte, die sich mit den