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Die Bremer Papyri / von Ulrich Wilcken
Entstehung
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29
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Die Bremer Papyri

29

Verso.

(3. H.) aaT0AACONl<°l CTf>aTHr«l irapä 4>X(aou(ou) (JhXojseVou 10 eTnCTTpa(THY<> u ) 0H|la{8og

6 1. 'Eppcöa-6-m. Verso. 9 <p\- Pap. Der Anfang von Z. 9 ist etwas schräg von unten nach oben hinaufgezogen.

Übersetzung.

Flavius Philoxenos (wünscht) Apollonios, dem Strategen von Heptakomia, Freude. Ich glaube, du weißt sehr wohl, daß Malchos mein Freund ist; drum verhalte dich so zu ihm, als wäre er ein Teil von mir selbst. Warum soll ich dir noch mehr schreiben? Du kennst ja meine (freundschaftliche) Gesinnung. (2. H.) Ich wünsche dir Gesundheit!

Einzelbemerkungen.

2. Es ist auffällig, daß hier in einem offiziellen Brief im Titel des Strategen nicht der Gau genannt wird ('daroXXooi/o-rroXiTou), sondern nur die Stadt, die als Distinktivum zu diesem Gaunamen hinzuzutreten pflegt. Es finden sich aber mehrere Belege für diesen Brauch. Vgl. Nr. 11,42. 19,13. 53>33-

3. Das iuos Ecrnv könnte hier vom lateinischen meus est beeinflußt sein. Eine andere Nuance hegt in BGU I 37, 3: "Gireu-^a öutw BXdcrrov, tov eyiov ktX. Hier bezeichnet es wohl einen Angestellten.

4. Ein ähnlicher Gedanke liegt in dem lateinischen Brief Oxy. I 32, 6ff. vor: peto, do­mine, ut eum ant[e] oculos habeas tamquam me.

5. Ähnlich schließt Cicero seinen Brief an Atticus I 17, 11: quid aliud scribam ad te? quid} multa sunt.

6. In seinem Streben nach Kürze hat Philoxenos in dem Satz 0T[8ag y°]p V- ox] täv Bid-9-eo-ii' auf irpoc; ae als in diesem Zusammenhang nicht notwendig verzichtet. Zu Sid-frecris in dieser Bedeutung BGU I 248, 17: aicrfrouevoi/, hv e'xcoi irpog ae Std-freaiv. Vgl. dazu B. Olsson, Papyrusbriefe aus der frühesten Römerzeit (1925) S. 124 und S. 10, der es geradezu mit »Freundschaft« übersetzen will.

7. Es ist schon öfter bemerkt worden, daß die Römer im Schlußgruß gern (iouXouai statt cuxouai sagen (vgl. dagegen Nr. 5). Ein Latinist findet vielleicht Parallelen mit volo. Mir ist leider eine zusammenfassende Arbeit über die lateinischen Briefformen, wie Zie­mann sie für die griechischen gegeben hat, nicht bekannt. Diese persönliche Unterschrift des Philoxenos ist recht ungeschickt geschrieben. Philoxenos als römischer procurator wird mehr lateinisch zu schreiben gewohnt gewesen sein, doch hegt hier keine Beeinflussung durch die lateinische Schrift vor, wie bei seinem Bürobeamten, der Verso 910 geschrieben hat (s. oben).

Verso.

Auf den ersten Blick möchte man Z. 9 und 10, die im Gegensatz zu Z. 8 in Cursive geschrieben sind, einer 4. Hand zuweisen. Aber man sieht nicht, warum ein zweiter Kanzlei­schreiber bemüht werden mußte, um in gewöhnlicher Schrift den Namen des Absenders hinzuzufügen. Es ist wohl doch wahrscheinlicher, daß derselbe Schreiber erst den Namen des Adressaten in der hierfür üblichen großen Kanzleischrift gemalt hat und dann in seiner gewöhnlichen Handschrift den Absender hinzugefügt hat. Dies nehme ich auch für die weiteren Beispiele dieser Edition an.