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Band 84 (2005)
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eine Bauaufteilung wie sie in vielen Rathäusern üblich war und auch 1405 in den Bremer Rathausneubau übernommen wurde.

Auch ist nicht bekannt, ob der Bau unterkellert war, wobei dies wahrschein­lich ist, da dies vor allem bei aus Tuchhallen hervorgegangenen Rathäusern oft der Fall war. Man weiß auch nicht, ob er im Dachboden als Warenlager genutzt wurde und - besonders bedauerlich - wie das für den Warenhandel und die alltägliche Nutzung wichtige Erdgeschoss gestaltet und von welchen Seiten es zugänglich war.

Wenn der Treppenzugang zum Obergeschoss an der Marktseite lag, muss dies nicht heißen, dass auch zum Erdgeschoss dort der Haupteingang lag. Dieser könnte sowohl zur Söge- wie zur Obernstraße gelegen haben, denn zahlreiche Rathäuser mit Freitreppe weisen den Hauptzugang zum Erdge­schoss an anderer Stelle auf. 79 Allerdings waren sowohl die zur Obern- wie zur Sögestraße weisenden Seiten des Baus später mit Buden belegt und die nördliche Giebelseite zur Ratsschreiberei gelegen, 80 so dass der Hauptein­gang wohl doch zum Markt an der östlichen Traufseite lag. Die ursprüngliche Funktion als Kaufhaus lässt auch mehrere Eingänge im Erdgeschoss möglich erscheinen. Dass das Erdgeschoss leicht zugänglich gewesen sein muss, ist aus dem Rechnungsbuch des Rathausneubaus zu erschließen. 1405 wurden zu Beginn der Arbeiten am neuen Rathaus die Werkstätten der Bauhütte in den umliegenden Bauten eingerichtet. Dies waren v. a. die östlich und west­lich der Baustelle gelegenen Großbauten des Bischofshofs {biscopes hus = palatium) und des alten Rathauses. Während der Bischofshof die Kalkbrenne­rei aufnahm, schaffte man Holz und Grausteine in das Rathaus und richtete dort die Werkstätten der Handwerker für die Holz - und Steinmetzarbeiten ein. Eine besonders abgetrennte kameren, dar dat vensterwerk yn gehouwen ward up deme rathuse diente offenbar der Anfertigung von Fensterrahmungen, weitere Rechnungsposten lassen erkennen, dass auch schwere Hausteine (Grauwerk) zur Lagerung und weiteren Bearbeitung in das alte Rathaus ge­schafft wurden. 81 Man wird annehmen müssen, dass sich die zentrale Bau­hütte im Erdgeschoss des alten Rathauses befand, das mit Arbeitsstätten für Profilierungen aus Holz sowie für schwere Steinarbeiten ebenerdig für aus­reichenden und leichten Zugang eingerichtet gewesen sein muss. Andernfalls hätte man die Bauhütte dort nicht einrichten können. 82 Ob und wie daneben die übliche Nutzung des Baus weiterging, geht aus dem Rechnungsbuch nicht hervor. In den Jahren des Baubetriebs konnte das Rathaus natürlich nicht völlig aus seiner eigentlichen Nutzung herausgenommen werden, im

79 Auch das neue Bremer Rathaus hatte den heute nicht mehr erhaltenen äußeren Treppenzugang zur Oberen Halle im Norden, vgl. Gramatzki, (wie Anm. 7), die Laube im Süden und die Zugänge zur Unteren Halle giebelseitig im Osten und Westen.

80 S.u.

81 Ehmck / Schumacher (wie Anm. 4), S. 274, 275. Rechnungsbuch fol. 7 und 8: Item twen dregheren 8 sware vor grawen steen tho dreghene uppe dat rathus.

82 Vgl. ebd., S. 413.

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