Pawlik, Peter-Michael: Von der Weser in die Welt. Die Geschichte der Segelschiffe von Weser und Lesum und ihrer Bauwerften 1770 bis 1893. Bremerhaven und Hamburg: Kabel 1993, 496 S. (Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums. Band 33.)
Mit seinen mannigfaltigen Aktivitäten im Unterweserraum und in Mecklenburg-Vorpommern findet der Bremer Vulkan-Verbund des öfteren die (mitunter recht kritische) Aufmerksamkeit der Wirtschaftspresse. Nach einem Prozeß der Konzentration innerhalb der deutschen Werftindustrie stellt der Konzern, neben den beiden kleineren Spezialfirmen Lürssen und Hegemann, den einzigen Großwerftbetrieb im Land Bremen dar.
Die historischen Wurzeln dieses Industriekonglomerats reichen jedoch weit in die Vergangenheit zurück, denn der Bremer Vulkan entstand 1893 aus der Werft Johann Lange (Vegesack/Grohn) und aus der Bremer Schiffsbaugesellschaft (vorm. H. F. Ulrichs, Vegesack/Fähr). Diese beiden Vorgängerbetriebe des Vulkans bildeten nur einen Teil einer Werftenlandschaft, die sich im Gebiet der Lesummündung (dem heutigen Bremen-Nord) sowie im gegenüberliegenden Stedinger Land entlang der Unterweser erstreckte. Zahlreiche Holzschiffswerften im Familienbesitz fertigten dort seit dem 19. Jahrhundert Segelschiffe, vor allem für Reeder aus dem Unterweserraum.
Über den Vulkan und seine beiden Vorgängerfirmen erschien 1955 eine Festschrift, der eine Schiffsliste angehängt war 1 . Die Unternehmensgeschichte des Vulkan ist später noch einmal gesondert dargestellt worden 2 . Die Liste der Neubauten von Lange, Ulrichs und dem Vulkan von 1955 war seinerzeit sicherlich eine sehr verdienstvolle Zusammenfassung, doch mittlerweile ist über die auf jenen Werften vom Stapel gelassenen Schiffe eine Fülle an Literatur erschienen. Überdies lag die Geschichte der übrigen Segelschiffswerften im Dunkeln, wenn man von gelegentlichen Erwähnungen der dort erbauten Fahrzeuge in anderen Zusammenhängen einmal absieht.
Der Verfasser hat es sich in jahrelanger akribischer Kleinarbeit zum Ziel gesetzt, die schiffsbiographischen Einzelheiten der auf den Werften im heutigen Bremen-Nord und dem gegenüberliegenden Weserufer erbauten Schiffe zu erfassen. Der Zeitraum der Darstellung erstreckt sich von den Anfängen bis zur Bildung des Bremer Vulkan 1893. Nach einigen instruktiven allgemeinen Erläuterungen werden die einzelnen Werften und ihre Neubauten vorgestellt. Neben den technischen Daten hat der Verfasser versucht, den Lebenslauf eines jeden Schiffes bis zu dessen Ende zu verfolgen, oft mit Erfolg. Entstanden ist ein reichhaltiges schiffsbiographisches Kaleidoskop über hunderte von Seglern und Dampfschiffen, letztere hätten vielleicht in den Untertitel mit aufgenommen werden können. Gleichzeitig ist dieses gewichtige Buch ein substantielles Plädoyer für das maritim-historische Teilgebiet der
1 Georg Bessell / August Westermann, Bremer Vulkan. 150 Jahre Schiffbau in Vegesack, Bremen 1955.
2 Hartmut Roder, Der Bremer Vulkan: Von der Johann-Lange-Werft zum Bremer Vulkan, Bremen 1987.
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