Jahrgang 
Band 66 (1988)
Seite
147
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Sowohl das flüchtig aufgezeichnete Protokoll als auch der Bericht Hinrich Clüvers an den Erzbischof haben sich erhalten. Der Befehlshaber auf dem Ottersberg war der Drost Hermann Vaget, der Hauptmann sei aus Bremen gekommen und habe nur einen einzigen Jungen mitgebracht. Hinzu kamen zwei von den ausgewichenen Ratsherren mit ihren Frauen. Bremische Un­terlagen sprechen von drei Ratsherren neben dem Drosten Hermann Vaget: Lüder Vulgreve 108 , Johann Havemann 109 und Moritz Mekelin 110 . Die Frage nach der Zahl der Landsknechte wurde vom Ottersberger Jäger zunächst nicht beantwortet; dann ergab sich: Die Ausgewichenen hatten neun Lands­knechte aus Bederkesa geschickt. Im Bericht des Drosten heißt es, daß Hans von Hildesheim aus Delmenhorst weitere sechs Landsknechte gesandt habe. Auch waren Landsknechte zu zweien und dreien zum Ottersberg gekom­men. Im ganzen gab es jetzt 36; hinzu kamen 18 Bedienstete. Als Bundesge­nossen, von denen Hilfe zu erwarten sei, betrachteten die Bremer Herzog Heinrich IL, d. Jg., von Braunschweig sowie die Grafen von Oldenburg (An­ton I.) und von Hoya (Albrecht) ul . Auch von einer Unterstützung durch die Hansestädte und von einem Eingreifen des Kaisers mit einer Verpflichtung auf eine gerichtliche Lösung war die Rede.

Zur Verpflegung sagte der Ottersberger Jäger, es seien reichlich Malz, Speck, Fleisch und Mehl vorhanden; Stockfisch (Rotscher) sei aus Verden gekommen, über die Artillerie wurde berichtet, daß sechs Stücke auf dem Wall stünden; zudem gebe es zwei große Stücke, mit denenHagelschot" (Schrot) verschossen werden könne. Im Blockhaus befänden sich 25 Doppel­haken. Von Lüneburg seien vor zwei oder drei Tagen zwei Tonnen Pulver, eine weitere Tonne anderswoher angekommen. Es gebe ein oder zwei Rot­ten Hakenschützen.

Von Büchsenschützen hatte der Jäger gehört, es bestünden Pläne, bei einer Belagerung den Flecken zu verbrennen; doch gebe es Widerstand dagegen. Der Drost habe auch Spione gehabt; einer namens Heinrich Schlü­ter habe sich zu etzlichen Malen . . . dazu gebrauchen lassen, habe es dar­nach nicht weiter tun wollen. Ein Schulmeister aus Verden habe sich zwar in Ottersberg aufgehalten, sei aber nicht vernommen worden. Wahrschein­lich hatten die Insassen des Ottersberg doch nur sehr unzulängliche Infor­mationen über das, was auf der Gegenseite vor sich ging.

Der am 4. Juli begonnene Schriftwechsel der Ausgewichenen in Delmen­horst mit dem Erzbischof wurde auch nach der Übergabe des Amtes Otters­berg in Quelkhorn fortgesetzt. Für den 13. Juli berief der Erzbischof einen Landtag nach Achim ein 112 , wo wiederum neben dem Bremer Religions­streit die Frage des Ottersberg behandelt werden sollte. Am 9. Juli schrie-

108 1557 Ratsherr, gest. 1589.

109 Geb. 1518, Ratsherr seit Ostern 1560.

110 1561 Ratsherr, gest. 1577.

111 Reg. 15451563, verh. mit Katharina von Oldenburg.

112 Im Bericht des Erzbischofs an Herzog Heinrich II. d. Jg. von Braunschweig vom 14./16. Juli: Nds. StA Stade, Rep. 5 b, Fach 170 Nr. 13; Kenckel (wie Anm. 4), S. 203-208.

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