Jahrgang 
53. Band (1975)
Seite
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Während die Chronisten bis hierher den Eindruck erwecken, daß eine begrenzte Interessengruppe vor den Rat trat, wird dann weiter von dermeenheit" gesprochen. Offenbar war dieser Begriff unklar, so daß man eine öffentlich auftretende größere Gruppe von Bürgern alsmeenheit" ansehen konnte. Der Rat gab nun nicht sogleich nach, beriet sich, wollte mit dem Grafen verhandeln und Verbündete ge­winnen. Er versuchte angeblich die Fehde zu vermeiden, doch die meenheit" ließ nicht locker, so daß der Rat dem Druck schließlich nachgeben mußte. Man darf annehmen, daß das Sträuben des Rates so stark hervorgehoben wird, weil die Chronisten ihn vom Vorwurf der Niederlage, die dann eintrat, weitgehend befreien wollten, ähnlich wie es bereits bei der Darstellung der Fehde gegen den Provisor Moritz von Oldenburg geschehen war. Für uns ist vor allem von Bedeutung, daß in solchen Fällen diemeenheit" als einflußreiches Beratungsorgan auftrat, ohne daß diese Mitwirkung grundsätzlich als unrechtmäßig angesehen wurde.

Weiterhin sind die Ereignisse von 1358 wichtig, als Bremen gezwun­gen werden sollte, sich den Beschlüssen der Hanse zu fügen 26 ). Diese Unterwerfung soll nach Rinesberch und Schene vomkoopman" und von dermeenheit" als Gegenleistung für die Gewährung eines Schosses (einer Steuer) zur Auslösung der Gefangenen des Grafen von Hoya gefordert worden sein. Dieser Zusammenhang ist freilich nicht möglich, da der Eintritt in die Hanse bereits Ende Juni 1358 er­folgte, die Auslösung der Gefangenen aber erst seit April 1359 möglich war 27 ). Es handelt sich um einen späteren Einschub in den älteren Text der Chronik; für uns ist aber wichtig, daß der Verfasser annimmt, eine Frage wie der Eintritt in die Hanse sei zwischen Rat, Kaufmann und meenheit" besprochen worden. Der Kaufmann wurde hier hinzugezo­gen, weil seine Gruppeninteressen berührt wurden. Damit tritt uns ne­ben Wittheit undmeenheit" ein drittes mitberatendes Organ entgegen.

!e ) Vgl. Herbert Sdiwarzwälder, Bremens Aufnahme in die Hanse 1358 in neuer Sicht, in: Hans. Gesdi.bll. 79 (1961), S. 58 ff.; Rinesberdi-Sdiene, Kap. 461.

27 ) Sdiwarzwälder, Hanse, S. 68, 74.

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