298
Buchbesprechungen
lexikalischer Form die große Fülle wertvoller Einzelnachrichten zusammengetragen, so daß jeder, der sich mit der mittelalterlichen Kirchen- und Geistesgeschichte unseres niedersächsischen Raumes befaßt, die Möglichkeit rascher und zuverlässiger Orientierung besitzt. Karl H. Schwebel.
Bernhard Bruch: Die alte Dombibliothek. Ihre Geschichte und die hochromanische Buchmalerei in Bremen.
Sonderdruck aus: Philobiblon. Hamburg 1960, S. 292—353.
Die Wiedererwerbung der illustrierten Bremer Dom-Handschrift aus dem Jahre 1166, des Psalmenkommentars des Petrus Lombardus, gab Anlaß, zur Dreihundertjahrfeier der Staatsbibliothek die Frage des mittelalterlichen Bücherbesitzes Bremens neu zu erforschen. Bruch hat sich dieser Aufgabe mit der ihm eigenen Gründlichkeit unterzogen und uns nach neuen Quellen ein Bild der Bremer Dombibliothek geschaffen, das weit über die spärlichen und sich widersprechenden Angaben früherer Darstellungen hinausführt. Die neu erworbene Handschrift wurde dabei durch ihre Schlußbemerkung Schlüssel zu neuer Erkenntnis. Aber Bruch, Altes überprüfend und Neues erschließend, hat sich nicht damit begnügt, diese neue Handschrift und ihre in Bremen erhaltenen Brüder kunsthistorisch zu analysieren, den Ornamentstil der Hartwig-Handschriften in seiner Bedeutung und seiner Beziehung zu dem Westen zu klären und uns eine lebendiges Bild vom dem Bremer Scriptorium zu entwerfen. Er geht dem Schicksal der Dombibliothek von den Zeiten des Erzbischofs Hartwig bis in unsere Tage nach, auch hierbei neue Erkenntnisse bringend, alte Irrtümer berichtigend. Man kann die inhaltsreiche Arbeit, die reich illustriert, so recht eine Festschrift zur Dreihundertjahrfeier der Staatsbibliothek genannt werden kann, nicht aus der Hand legen, ohne die Hoffnung zu äußern, daß ihr Verfasser auf dem hier eingeschlagenen Weg bleibe. Die Geschichte unserer Bremer Bibliotheken, bisher nur in flüchtigen Aufsätzen behandelt, ist ein wichtiger Teil unserer Geistesgeschichte. Hans Jessen
Ludwig Deike: Die Entstehung der Grundherrschaft in den Hollerkolonien an der Niederweser.
Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, herausgegeben von Karl H. Schwebel. Heft 27. 122 Seiten und eine Karte. Bremen 1959, Preis 7,— DM.
Den neuen Antrieben, die die Erforschung der Hollerkolonien nach dem Kriege aus der Hamburger Schule erhalten hat, verdankt auch diese Arbeit von Deike ihr Entstehen. Ziel des Verfassers ist, typische Entwicklungsformen der Grundherrschaft herauszugliedern. Da die bisher aufgestellten landschaftlichen Typen (z. B. Typ der nordwestdeutschen Grundherrschaft von Wittich) nicht alle historisch wirksamen Kräfte berücksichtigen können, sucht Deike eine klar umrissene siedlungsgeschichtliche Ausgangslage, von der aus er den weiteren Ablauf schildert.
Als eine solche beispielhafte Verlaufsform der grundherrschaftlichen Entwicklung wählt er die Hollerkolonien an der Niederweser aus, weil ihre Besiedlung einen typischen Neuansatz von Freien erbrachte, deren Freiheit in späterer Gestaltung eingeschränkt und in ein grundherrliches Abhängigkeitsverhältnis umgewandelt wird. Zu welcher Zeit und auf welchem Wege