Jahrgang 
46. Band (1959)
Seite
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Dietridi Schomburg

erhalten hätte, da sie dem allerältesten Stadtteil Bremens so nahe lag, der schon zu einer Zeit von einer Mauer umsichert war, als der Steffensort sich von ihm noch in weiter Entfernung befand. Aber im Osten war die Entwicklung stehengeblieben. Auch erforderten die Lebensbelange der Paulsstadtbewohner keinen so notwendigen Schutz wie Handel und Schiffahrt der Steffensstadt. Und noch eins kam hin­zu. Wenn äußere Feinde sich der Stadt näherten, dann meist aus öst­licher und südöstlicher Richtung. Hätte man die östliche Vorstadt etwa bis zum Dobben, wo sumpfiges Gelände begann, mit der Altstadt durch eine Mauer vereinigen wollen, die Verteidigungslinie wäre zu weit ausgedehnt gewesen, ihre Besetzung hätte viele Mannschaf­ten erfordert. Lieber zog man sich im Kriegsfall in die hochgelegene Altstadt zurück. Dann allerdings durften auch vor den Mauern keine festen Häuser sein, in denen der Feind sich mit leichter Mühe ver­schanzen konnte. Die Leute, die sich dort in der östlichen Vorstadt ansiedelten, mußten damit rechnen, daß sie im Kriege ihrer Wohnung verlustig gingen, wie z. B. in dem Streit um die Herrschaft im Erzstift zwischen dem Erzbischof Gottfried und dem Domdechanten Moritz von Oldenburg, wie die oben angeführte Stadtchronik erzählt. In der ältesten Vorstadtordnung, allerdings erst aus dem Jahre 1654, wurde für Kriegszeiten bestimmt, daß in einem 600 Fuß breiten Gürtel vor den Festungswerken kein Gebäude, Baum, Busch, keine Planke oder Hecke vorhanden sein und jenseits dieses kahlen Geländestreifens kein Haus in Brandmauern erbaut werden dürfte.

Ganz ohne Schutz freilich hatte man im Mittelalter die Bewohner der östlichen Vorstadt nicht gelassen. Die Dobbenlinie war befestigt worden durch Reinigen und Vertiefen des Grabens, durch Pallisaden und kleinere Erdwälle auf seiner Westseite und durch zwei wehrhafte Türme bei den Wegübergängen, den Steinturm und den Pagenturm. Es war keine besonders starke Verteidigungslinie, an manchen Stel­len sicher leicht zu überwinden; aber sie stand doch unter städtischer Fürsorge und wurde an den Hauptdurchgängen, am Siel, am Stein­turm und am Pagenturm, militärisch bewacht. Sie blieb nur eine Vor­befestigung zum ersten Aufhalten feindlicher Streitkräfte. Als im 16. Jahrhundert infolge der Religionsstreitigkeiten ernstere kriege­rische Ereignisse drohten und Bremen an eine Verstärkung seiner Wehr denken mußte, als der innere Befestigungsgürtel durch den Bau gewaltiger Festungstürme verstärkt wurde und späterhin als letzte