Die Bremer Ostertorvorstadt in ihrer Entwicklung 253
erwerb vielfach vom Kloster abhängig waren: ha.ndwerkerlu.de, Fischer, Bleicher, Reepschläger, Kohlhöker, Müller u. a. Sie bauten ihre Häuser an den nach dem Kloster hinführenden Wegen. Die Namen dieser Straßen sind uns aus alten Urkunden überliefert. Wir hören dort von Krummenstrate, Kostrate, Sandstrate, Vischerstrate, Reppstrate, Stenstrate, Meynstrate, Molen- und Krusewech. Außerdem werden noch zwei Plätze, das Rosental und der Turnierplatz, genannt. Ihre Lage, bzw. ihre Bezogenheit auf heutige Straßen festzulegen, ist sehr schwer, bei dem Mangel an genügenden Quellen nahezu unmöglich. Trotzdem ist im Anhang II dieser Arbeit ein Versuch gemacht worden, der zu Ergebnissen kommt, die von der bisherigen Anschauung abweichen, aber keineswegs einen Anspruch auf Unanfechtbarkeit erheben dürfen.
In den Jahrhunderten nach der Gründung der St. Paulspropstei entwickelte sich diese östliche Ansiedlung ebenso stark wie die Steffensstadt im Westen. Auch sie wurde eine kleine Stadt für sich. Unde brande die vorstede, die vor dem Osterendore weren wente to sunte Paule, wente dat bebuwet was also ene lutteke st ad mit holte- nen husen unde ok een deel stenhuse. Dar woneden all hantwerkes- lude unde hokere also in ener st ad, heißt es aus dem Jahre 1350 bei Rynesberch und Schene in ihrer Stadtchronik 7 ), und es wird in ihrem lateinischen Vorbild von einer parva civitas inter civi- tatem et monasterium sancti Pauli gesprochen. Wenn also hier eine Paulsstadt entstanden war, so erhebt sich die Frage: „Warum blieb sie immer draußen, eine Vorstadt? Warum wurde sie nicht wie die Steffensstadt im 14. Jahrhundert mit in die Ummauerung der Altstadt hineinbezogen?" Die Vorstadt im Westen war gegen Ende des Mittelalters bedeutend umfangreicher geworden. Bremens Blick ist weser- abwärts gerichtet, möglichst lange begleitet er die ausfahrenden Schiffe und kann sie dort bei ihrer Heimkehr zuerst wieder begrüßen. Die Stadt wuchs in erster Linie nach Westen am Strom entlang. Der Schiffahrt und allem, was damit zusammenhing, einen sicheren Schutz zu gewähren, wurde bei Beginn des 14. Jahrhunderts die Steffensstadt mit einer Mauer befestigt und mit der Altstadt verbunden. Man hätte eigentlich erwarten sollen, daß die Paulsstadt viel eher eine Mauer
') J. M. Lappenberg, Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen, S. 96.