30
Johanna Müller
nach den Niederlanden vollzog sich zum größten Teil auf dem Seewege, durch die Nordsee und die niederländischen Küstengewässer.
Der Handel Bremens nach den Niederlanden trug durchaus kein einheitliches Gepräge. Wie die niederländischen Landschaften geographisch und politisch kein Ganzes bildeten, so unterschieden sie sich auch in kulturell-wirtschaftlicher Hinsicht. Die einzelnen Städte hatten ihren eigenen wirtschaftlichen Charakter; ebenso waren auch Bremens Handelsbeziehungen zu ihnen individuell verschieden.
Die Lage Groningens in Westfriesland, in unmittelbarer Nähe der Häuptlingsherrschaften, brachte öftere Streitigkeiten mit diesen und auch mit den Bremern mit sich. 1424 waren Streitigkeiten durch Aufhebung einiger Groninger Bürger seitens des bremischen Erzbischofs entstanden (A. 254). Da auch Ostfriesland teilweise für Groningen Partei nahm, setzte Bremen die Fehde fort. Durch die immer neuen politischen Konstellationen in diesem Gebiet konnte eine konsequente Haltung gar nicht gewahrt werden. So stand 1427 Groningen mit Bremen im Bunde gegen die Seeräuber (A. 255). Gelegentlich des bremisch-holländischen Kaperkrieges 1442/44 ergaben sich abermals Streitigkeiten (A. 256). Im Jahre 1451 schlössen Bremen und Groningen ein Bündnis zum Schutze des Kaufmanns (A. 257), 1464 erhob sich ein neuer Streit um ein von Bremen angeblich auf Groninger Gebiet fortgenommenes dänisches Schiff, während Groningen zur Bremen feindlichen Partei des Dänenkönigs und des Grafen von Oldenburg neigte (A. 258). Damit sind die Nachrichten über Bremens Verkehr mit Groningen erschöpft. Es kam für die Bedarfsdeckung Bremens selbst nicht in Frage, da es zu abgelegen war; die gegenseitigen Beziehungen beruhten tatsächlich auf ihrer Eigenschaft als Nachbarstädte im weitesten Sinn, deren Gebiet — namentlich bei der Westfahrt der Bremer — nahe berührt wurde. Im 16. Jahrhundert sind die Beziehungen Bremens und Groningens allerdings sehr eng.
Die süderseeischen Städte waren ausgesprochene Reederstädte; kleine Städte, deren Bevölkerung vielfach mit landwirtschaftlicher Produktion, überwiegend aber wohl mit Fischfang und Schiffahrt beschäftigt war, die also ähnliche Entwicklungsbedingungen wie das frühe Bremen hatten. Die Reeder waren Kleinunternehmer, die ihr Geld in Schiffsparten anlegten; es waren also diese Städte der geeignete Boden für Frachtfahrten. Daher war für Bremen, das selbst eine Reederstadt war, hier stets Rückfracht zu bekommen; neue