Die Aussichten von Moritz.
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wesen war, wurde in Avignon zum Erzbischof von Bremen ernannt.
Um das bremische Stift hat schon vor diesem rücksichtslosen Eingriff Clemen's VI. mancher Streit von Gegenbischöfen stattgefunden; aber niemals unter solchen Umständen, wie in jener Zeit der Gegenpäpste und Gegenkönige. Niemals zuvor hatte das zur Wahl befugte Capitel einmüthig auf der Einen Seite gestanden und diesem entschiedenen Willen gegenüber auf der anderen Seite der Machtspruch des päpstlichen Stuhles. War es zu erwarten, dass das ferne Oberhaupt der Kirche, selbst in vielfacher Be- drängniss und Gefahr, sein Gebot zur Geltung bringen werde?
Die Lage der beiden Gegner war eine sehr verschiedene, der Arensbergcr Graf befand sich ausserhalb des Stiftes, der 01- denburger vollständig im Besitz desselben; jenem drohten mancherlei Feinde in seiner Nachbarschaft, insbesondere der eifersüchtige Paderborner Bischof; dieser hatte vorsichtig der wichtigsten seiner Nachbarn sich vergewissert, namentlich der Grafen von Hoya, der Herzoge von Braunschweig und Lüneburg. Mit den Letzteren, den Herzögen Otto und Wilhelm, hatte Erzbischof Otto noch kurz vor seinem Ende, offenbar auf Betreiben von Moritz, ein Landfriedensbündniss geschlossen; für den Fall seines Todes waren die Ritter Heinrich von Lunenberge und Libor von Bremen nebst dem Knappen Martin v. d. Hude, sowie die Vögte der erzbischöflichen Schlösser zu Hagen, Ottersberg und Vörde ausdrücklich verpflichtet, dem Vertrage Folge zu leisten, ') Die Grafschaft Hoya, seit 1346 aufs Neue in zwei Herrschaften getheilt, vertraten der Graf Gerhard III., der auf Schloss Hoya, und Graf Johann II. der auf Schloss Nienburg sass; sie waren dem Grafen Moritz sehr wohl gesinnt. Ihr Oheim, der alte Rudolf von Diepholz, hielt ebenso zu dem Oldenburger, wie seine Söhne Conrad
') Sudendorf, Urkdbuch z. G. der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg II. No. 210. S. 119., Urkunde vom 6. Juni 1347. Am 31. Januar dieses Jahres schlössen einen ähnlichen Vertrag mit den genannten Herzögen: Graf Conrad von Oldenburg, der Domherr Johann von Zesterfleth, die Vögte Johann v. Beverbeke zu Vörde und Marquard v. d. Hude zu Hagen, die Ritter Berthold v. Zesterfleth und Heinrich v. Lüneberge, Reineke v. Grüne Graf in Kehdingen, die Knappen Martin v. d. Hude, Johann v. Brockbergen und Johann Clüver. Vgl. Sudendorf u. 0. No. 199.