Jahrgang 
Band 97 (2018)
Seite
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möge«. 24 Der Plan wurde unter Valckenburgs Namen »Afgesteeckent by den Ingenieur J. Valckenburgh 1623« vom Rat publiziert und nicht ohne Stolz an die Wittheit und Bürgerschaft, aber v. a. die Bauausführenden »zum stets wärenden Model und Form« weitergegeben.

Als Valckenburgh gegen Ende des Winters wieder in Bremen eintraf, war er schwer krank und reiste im September 1624 wieder in die Niederlande. Auch im folgenden Jahr scheint er nochmals in Bremen gewesen zu sein. 25 Johan van Valckenburgh verstarb im Frühsommer 1625 in Voorburg bei Den Haag. 26

Ein Blick auf Valckenburghs Plan der Neustadtbastionen (Abb. I) 27 zeigt, dass Form und Funktion des Bremer Festungswerks stark durch den Versuch einer Verwirklichung von festungsbautechnischen Idealen geprägt waren. So ergab sich die gewaltige Ausdehnung der im Südwesten (im Plan oben) gele­genen Neustadt aus dem Wunsch, einen festungstechnisch optimalen Bastions­ring vor die Weser zu legen, der gegenüber von Ostertor- und Stephani­bastion an die Weser stieß und durch seine konvexe Biegung auf einer Länge von ca. 2.400 m Länge an keiner Stelle einen toten Winkel entstehen ließ. Hierfür benötigte man acht Bastionen, die ca. 104 Hektar Fläche umschlossen, was fast genau der Ausdehnung der Altstadt mit 103 Hektar einschließlich der Wälle entsprach. 28 Auch wenn der Plan geometrisch perfekt erschien, an mehreren Stellen widersprach er naturräumlichen Gegebenheiten. Ein Pro­blem bildete die Bastion auf dem Tanzwerder, die zur völligen Abschließung der Kleinen Weser geführt hätte, über die aber in jedem Frühjahr das Hoch­wasser abfließen musste. Daher wurde diese Bastion auch zunächst zurück­gestellt und ist in dieser Form auch später nicht entstanden, zumal an dieser Stelle die bisherige Außenverteidigung der Braut lag, die erst mit Abschluss des Bastionsrings militärisch bedeutungslos wurde. An der gegenüberlie­genden nordwestlichen Seite der Neustadt (im Plan rechts) lag eine andere Problemzone des Areals. Valckenburgh hat in seinem Plan den Verlauf von alten Niederungen und Wasserläufen gepunktet eingezeichnet, so auch eine »Herrn Alands Werder« genannte Weserinsel. Sie wurde durch Abdeichung eines Altarms der Weser vollständig in die Bastionen und die Neustadt ein­bezogen. Ihre Trockenlegung sollte noch zu etlichen Problemen führen und die Bebauung an dieser Stelle lange verzögern. Eine auffällige niederländi­sche städtebauliche Besonderheit, die der Plan vorsah, sollte sich in Bremen wegen der ganz anderen Verhältnisse im Gelände nicht realisieren lassen:

24 Bürgermeister Dietrich Hoyer an Valckenburgh, 7.2.1624, StAB 2-P3.A.1. (32), zitiert nach Lührs, Die Anfänge (wie Anm. 1), S. 34.

25 Ebd., S. 19.

26 Weber, Johan van Valckenburgh (wie Anm. 8), S. 24.

27 Der hier gezeigte, nachträglich kolorierte Reprint des Plans (StAB 11, 575 a) wurde 1983 vom Stadtplanungsamt Bremen hergestellt. Er entstand auf der Basis des älteren Abzugs mit der zur besseren Orientierung nachträglich (und wohl unfachmännisch, da mit spiegelverkehrtem N) eingesetzten Windrose. In den Reprint von 1983 wurden zusätzlich die Hinweise Altstadt und Neustadt eingezeichnet.

28 Lührs, Die Anfänge (wie Anm. 1), S. 33.

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