Jahrgang 
Band 92 (2013)
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Errichtung der sog. Friedeburg an der Grenze zum umkämpften Butjadin- gen verschlangen - gleichzeitig wurde auch noch an Rathaus und Roland gebaut ließen sich nur durch wiederholte Erhebung eines Schoßes aufbrin­gen. Spätestens nach dem außenpolitischen Fehlschlag von 1424 nahm der Unmut der unter der hohen Steuerlast leidenden Bürger seinen freien Lauf. Als Sündenbock hatte man rasch den Bürgermeister Herbord Duckel ausge­macht, der mit der Frieslandpolitik seiner Heimatstadt eigene finanzielle Interessen verbunden hatte - Duckel hatte mehrmals Kredite zur Finanzie­rung der Kriegszüge zur Verfügung gestellt - und nun 1424 dafür durch die erzwungene Zahlung von 200 Mark lüb. und durch den Ausschluss aus dem Rat bestraft wurde. S. * * * * * 11 Am Anfang der verhängnisvollen Entwicklung stand also der Protest gegen eine als ungerecht empfundene finanzielle Mehrbelastung der Bürger sowie gegen die vermeintliche Misswirtschaft des Rates oder ein­zelner seiner Mitglieder. 12 Der nach Stade geflohene Herbord Duckel brachte mittels seines Sohnes Doneldey sogleich die Hanse ins Spiel, von der er sich Unterstützung in seinem Kampf um Rehabilitierung erhoffte. Tatsächlich machte sich die Hanse auf dem Lübecker Hansetag vom 13. September 1425 auch sogleich zum Fürsprecher Herbord Duckeis und forderte Bremen zur Wiedergutmachung des Schadens und zur Wiederaufnahme Duckeis in den Rat auf. 13 Nachdem Bremen die Richtigkeit der gegen die Stadt erhobenen Vorwürfe bestritten hatte, beauftragte Lübeck im Oktober 1425 die hansischen Nachbarstädte Hamburg, Lüneburg, Stade und Buxtehude mit der Schlich­tung des Streits. 14 Die Duckelsche Angelegenheit zog sich jahrelang hin und entwickelte sich immer mehr zu einem formalen Kompetenzstreit, da Bremen der Hanse die Zuständigkeit in dieser Angelegenheit absprach und sich so­gleich erbot, vor dem Erzbischof als der hiermit zu befassenden fnstanz Rede und Antwort zu stehen. 15

Doch war die Duckelsche Angelegenheit nur die Ouvertüre zum eigentlichen Drama. Letztendlicher Auslöser des Konflikts mit der Hanse war die im November 1426 auf Druck der Gemeinde erfolgte Wahl eines neuen Rates so­wie die Einsetzung eines gemeinsamen Ausschusses von Rat und Gemeinde,

S. 97-105; W. von Bippen, Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1, Bremen 1892, S.

248-285.

11 BUB V, 248 bzw. HR 1/7, 846.

12 Vgl. W. Ehbrecht, Hanse und spätmittelalterliche Bürgerkämpfe in Niedersachsen

und Westfalen, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 48, 1976,

S. 83 und 87.

13 HR 1/7, 846.

14 BUB V, 253, 295, 296 bzw. HR 1/7, 857, 858, 861.

15 BUB V, 262, 263, 264, 265 bzw. HR 1/7, 866, 867, 868. Zur Streitsache Duckel vgl.

auch H. Schwarzwälder, Geschichte, wie Anm. 10, S. 106; ders., Bremen als Han­

sestadt im Mittelalter, in: Hansische Geschichtsblätter (HGbll), S. 23 ff.; W. von Bippen, Geschichte, wie Anm. 10, S. 285 ff.; ders., Bremens Verhansung 1427, in: HGbll 20, 1892, S. 61-77; D. Schäfer, Bremens Stellung in der Hanse, in: HGbll 1874, S. 25 f.; St. Jenks, Die Einstellung der Hanse zu den Stadtaufständen im Spät­mittelalter, in: V. Henn (Hrsg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien XI), Trier 2001, S. 99 ff.

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