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Divisionen des Reservehecres ein; diese Operation soll dem Plane nach morgen beendet sein, aber wie ich höre, wird der Donnerstag herankommen, bevor das Gros unter Segel gehen kann. Ueber den Bestimmungsort weiß niemand etwas Sicheres anzugeben. Wenn man von einer halbvffieicllcn Seite her Varna nennt, so ist dies eben nnr Gerücht.
" Die Ordre znm Einschiffen der vier Reservedivisionen scheint bereits in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch (8. zum 9. Mai) aus Paris hier eingegangen zu sciu. Zugleich wurden dnrch diese'Befehle, welche über Sebastopol (Hauptquartier des Generals Canrobert) gingen, die letzten Anordnungen des Generalissimus, welcher bekanntlich 12,000 Mann nach Kcrtsch entsendet hatte, eontremandirt. Ich kann nicht umhin, in Betreff dieses letzteren Punktes aus einige Gerüchte einzugehen, wie sie eben hier im Umlauf sind. General Canrobert, so heißt es, machte auf den Mvniteurartikel vom 11. April hin dem französischen Gouvernement den Vorschlag, die Ostseitc der Krim behuss einer neuen Basirnng in Besitz zn nehmen, nnd ließ am dritten Mai zu diesem Zwecke eine französische Division einschiffen, welcher eine englische sich anschloß. Allein im Verlauf der nächsten Tage erhielt er bestimmten Befehl von Paris, aus sein Project zu verzichten, weil der Kaiser sich vorbehalten habe, die Grnndzüge der dcmnächstigcn Campagne selbst zn bestimmen. Interessant war es mir, von einem jüngst ans dem Lager vor Sebastopol zurückgekehrten Offizier zu erfahren, daß höhere- französische Generale schon vor längerer Zeit gesprächsweise die Möglichkeit einer Abbrechung der Belagerung und Wiedcreinschiffung des Gros der französischen Armee in Erörterung zogen, und dabei den Grundsatz ausstellten, daß dies nnr mittelst einer Befestigung von Kcnniesch ausgeführt werden könne. Ein höherer Offizier, der mir nicht genannt wurde, äußerte sich etwa wie folgt: „es gibt, wenn Oestreich nicht zu unseren Gunsten einschreitet, nur ein energisches Mittel, um die französische Armee vom Verderben durch Krankheiten während des Sommers zn retten, und die Sache' zu einer schnellen Entscheidung zu bringen:Vcrschanznng von Kamirsch, Zurücklassung von 23—30,000 Mann auf diesem Punkte, Hcrüberschaffung der verbleibenden 80,000 Mann nach Enpatoria und Concentrirung aller Reservekräftc auf diesem Platz, um einen Rückcnangriff gegen die russische Hauptarmee bei Simpheropol auszuführen." Er machte geltend, daß man zwischen Enpatoria und Simpheropol von den türkischen Truppen ein Lager sortificiren lassen könne, um in Rücksichtignng auf etwaige Zwischenfälle hier einen Stützpunkt zu finden.
Aus den neuesten Berichten vom tanrischen Kriegsschauplatz ist nichts zn machen. Sie stehen außerdem mit den Angaben der Angenzcngen im schroffen Widcrsprnch. Am meisten tritt derselbe in Bezug auf die etwaigen Hoffnungen ans letztliche Ueberwindung der Festung hervor. Die offiziellen Berichte stellen den Gang der Belagerung als ein zwar langsames, aber dennoch entschiedenes Vorwärtsgehen znm Ziele dar; die aus dem Lager Zurückkehrenden sind dagegen der Ansicht, daß der seitherige Gewinn an Terrain ans, Seite des Angriffes kanm in Anschlag komme, weil die Nüssen ihrerseits ihre Befestigungen ausdehnen, And denselben namentlich nach innen hin, eine intensivere Widerstandskraft verleihen. Auf der eigentlichen Stadt- scite kann man weder von einer noch von zwei Enceinten reden. Was man hier vor sich hat, ist ein Labyrinth von Werken, die amphitheatralisch, eins hinter dem