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bis zu -der Kutte desBettelmönchs eine und dieselbe Litanei singen, dann kann die Erleuchtung wol nicht ausbleiben.
In dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten sehen wir den Herrn Vicomte VilainXlV. figuriren, der einmal Gesandter bei Sr. Heiligkeit dem Papste gewesen und in seinen Salons mit vieler Form und Urbanität empfangt. Er ist vielbeschäftigt in industriellen Unternehmungen und die auswärtigen Angelegenheiten werden nicht schwer auf ihm lasten, da es eigentlich der in Paris verweilende Fürst von Chimay ist, der bei unsern guten Nachbarn auf das dortige Wetter paßt. Ich müßte die Wahrheit entstellen, wollte ich behaupten, daß Herr Dümon, Minister der öffentlichen Arbeiten, irgendwo oder irgendwie mit dem halben oder ganzen Pfunde, das er von der Natur empfangen, besonders hervorgetreten wäre; in der Kammer liest er zuweilen eine kleine, mühsam ausgearbeitete und ziemlich verwirrte Rede ab; weitere Beweise von seinem Werthe sind mir unbekannt geblieben. Vielleicht erwirbt er sich das Verdienst, einen neuen Besen zu erfinden, um den Augiasstall seines Ministeriums zu reinigen. Herr Mercier, der Finanzminister, hat den Staatsbeutel schon ein paar Mal verwaltet. Ein mittelmäßiger Geist, verdankte er, zu andrer Zeit, sein ministerielles Glück nur seiner politischen Abtrünnigkeit. Sein Name, als Finauzminister, erweckt bedauerliche Erinnerungen an den verwegensten Favoritismus. Der neue Kriegsminister, Herr General Greindl, hat bereits zwei wichtige Verordnungen erlassen; in der einen wird den Offizieren verboten, außer dem Dienst Civilkleider zu tragen und in der andern geruht er ihnen zu befehlen, daß sie sich nach elf Uhr Morgens nicht mehr mit der Mütze, sondern nur mit dem Tschako auf der Straße sehen lassen dürfen. Beide Verordnungen werden natürlich zur Ausbildung und Förderung des kriegerischen Geistes in der Armee beitragen und da die Neutralität Belgiens überhaupt keine Gelegenheiten zu Heldenthaten verspricht, so muß man sich mit Surrogate» behelfen.
Der Justizminister, Herr Alphonse Nothomb, muß der klerikalen Partei besondere Proben von einem außerordentlichen Talent gegeben haben, daß man den Chef eines so wichtigen Departements, dem noch dazu die geistlichen Angelegenheiten angehören, außerhalb der Kammern gesucht hat. Bis jetzt bekleidete Nothomb in der belgischen Magistratur, die soviele eminente Männer, soviele berühmte Veteranen in ihrer Mitte zählt, nur eine untergeordnete Stellung: er war Substitut des GeneralprocuratorS am Appellhofe zu Brüssel. Von seinem Patriotismus hat er früher einmal eine eigenthümliche Probe gegeben. Er war damals Prokurator zu Neufchateau und' wurde von einem Wahlcollegium zu der Würde eines Repräsentanten der Nation berufen. Da jedoch kein von der Negierung besoldeter Beamter Mitglied einer der beiden Kammern sein kann, so wog Herr Nothomb die materiellen Vor-