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Das neue Ministerium in Belgien.
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welche er herbeibeschwört, und die er auf die Basis jener berühmten historischen' Majorität von 1830 errichten will. Und nach einem so langen Traume, nachdem der Moment gekommen, um dieses schöne Ideal zu verwirklichen, erwacht der hoch­achtbare Deputirte von Termonde, und findet sich in einem Parteiministerium wieder, das ans Männern der Rechten gebildet ist, zwischen Herrn Vilain XIV. und Herrn Mercier. So constatirt Herr Dedecker selbst in aufdringlicher Weise die Hinfälligkeit der Ideen, die er seit fünfzehn Jahren in Prosa gepredigt und in Versen besungen hat; er kann keinen Augenblick aus den nebelichten Sphären der Theorien auf die positive Erde der Praxis herabsteigen, ohne zu entdecken, daß er heute ist, was er eigentlich immer gewesen, ein Parteimann. Im Jahre -I8S0 war er mit seinem jetzigen Cvllegen Vilain und Mercier, einer der heftigsten Gegner der Organisation des Unterrichts durch den Staat. Die Ideen dieser Herren und ihres Gleichen in Beziehung ans den Unterricht sind bekannt; sie lassen sich mit den Worten: die Vernunft am Gängelbande des Klerus, ausdrücken. Was aus dem Staatsnnterricht unter ihren Händen werden wird, wenn sie die Macht lange genug behalten, um ihre philanthro­pischen Ideen von Frieden lind Vereinigung i-ns Werk zu setzen, läßt sich er­warten. Später, bei dem Gesetzvorschlag über die öffentliche Wohlthätigkeit, erhob sich Herr Dedecker gegen das liberale System, gegen ,,diese servile Nach­ahmung des alten französischen Systems", wie er es nannte, die freilich der Wiederherstellung des Rechts der todten Hand unter dem Borwande der christ­lichen Liebe den Damm einer heilsamen Gesetzgebung entgegenstellt, die sich gegen die Anhäufung des Eigenthums in den Händen der geistlichen Corpora- tionen, gegen die Verschleuderung und Unterschlagung des Erbtheils der Armen erklärt. Das sind seine Präcedcntien in den zwei Hauptsragen, in den brennendsten Fragen, welche die Parteien geschieden hatten. Was die gouvernementale und administrative Befähigung des Herrn Dedecker betrifft, so haben ihm die frommen Organe ein glänzendes Certistcat von Talent, Er­fahrung und Fähigkeiten ausgestellt. Aber welches Pfand hat er für seine administrative Befähigung gegeben? welche Probe hat er in der gouvernemen- talen Praris bestanden? Er hat seine ganze Laufbahn dazu verwendet, die Gestirne des idealen Firmaments, welches er sich geschaffen, zu betrachten, zu träumen und seine Träume in Phrasen ebenso nebelicht, wie seine phantastischen Visionen zu übersetzen. Er ist wirklich der am wenigsten positive, am wenig­sten praktische Mensch des belgischen Parlameüts. Und bescheiden hat er sich das Ministerium des Innern zugelegt, das complicirteste Departement, von dem die verschiedensten und zahlreichsten Geschäfte resfortiren. Aber der Himmel gibt es den Seinigen zuweilen im Schlafe und zählt man zu seinen Für­sprechern erst jene Leibga-rde, deren Mitglieder alle, vom rothen Cardinalshut