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Heinrich Freiherr von Heß.
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brachte: seine grandiose Heeresrüstung, die Entfaltung von neun Armeecvrps auf der Linie von Krakau über Tarnopol nach Galacz, und die Befestigung des Kriegstheaters jenseits der Karpathen. Jemehr aber in jedem Einsich­tigen die Ueberzeugung Raum gewinnt und.sich befestigt, daß weder General Canrobert noch Lord Raglan, und ersterer nicht mehr wie letzterer, der Große seiner Ausgabe gewachsen ist, mit umsomehr Anerkennung und/Spannung richten sich die Blicke aus den k. k. Feldzeugmeister von Heß, ven Generalijsimus der östreichischen dritten und vierten Armee, über den man weiß, daß er im Jahre 18i8 und in der nachsolgenden Campagne Die erfolgreichen Entwürfe im Generalstabe >des Marschallö Radezky gemacht, und von dem man noch weit größere Dinge in der nächsten Zukunft erwartet.

Wenn ich nicht irre, war Baron Heß vordem preußischer Staatsange­höriger und ist nicht weit von der Gegend gebürtig, die Herr von Brück seine Heimat nennt. Jedenfalls gehört er zu jener Zahl talentvoller Rordventschen, die das wiener Cabinet in der Ueberzeugung ihrer geistigen Ueberlegenheit unv großen Brauchbarkeit von jeher bemüht gewesen ist,' in den östr,ichischen Staatsdienst hinüberzuziehen. Es ist dieö die nämliche Classe, welcher auch die Gentz, die Avam v. Möller und Schlegel zuzuzählen sind, unv in welche in neuerer Zeit ein Bonitz und C. Stein eingetreten sind. Was mich hier in Betreff des Feldzeugmeisters am meisten interejstrt, das ist seine enge unv in­nige Beziehung zu ber neueren östreichischen Kr iegsüh r ungöme- Methode, eine Bezeichnung, die kaum eine andere wie die des Schöpfers zum Geschaffenen ist. In der That: die neueren großen strategischen Leistungen der östreichischen Heerführung lassen sich im Wesentlichen auf vie Entwürfe des Baron Heß zurückleiten. Sie haben ihn auf veu hohen und in den Kaiserstaaten kaum jemals von einem Parvenü erreichten Posten gehoben, den er jetzt einnimmt, und der unbestritten nicht in besserer und mehr Garantien bietender Weise hätte besetzt werden können.

Wer die Geschichte der letzten vierziger Jahre noch klar im Gedächtniß hat, wird sich erinnern, daß neben Heß damals eine andere Gestalt, und, wie es schien, von ähnlichem Gepräge wie er selbst, stand ein Mann, welchem viele in den jüngsten italienischen Eampagnen dasselbe Verdienst zuschreiben, ebenfalls Strateg und im östreichischen Generalquartiermeisterstabe in höchster Stellung: Feldzeugmeister Schönhals. Bald nach dem ven letzten Feldzug ent­scheidenden Treffen von Novara kam es zur öffentlichen Kenntniß, baß zwischen beiden ein Mißverständniß, mehr noch: ein Rivalenverhältuiß bestehe, unv wie zu erwarte» stehn, daß einer von ihnen ehestens das Feld werde räumen müssen. Man war, wenn ich nicht irre, im Publicum damals vorzugsweise geneigt, dem Baron Schönhals seine Theilnahme zuzuwenden, weil man seinen Gegner beim Kaiser in höherer Gunst wußte, und die allgemeine Meinung stets ge-