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lebrigen Hundes", der in angstvoller Hast Macbeth die Sporen anschnallt, sind vortrefflich, auch ist die Erscheinung der von Macbeth Gemordeten, da sie einmal da ist, zu einem wundervollen Ganzen gerundet, von dem im Trunk gemordeten Kämmerer Dunkans bis zu Macduffs Frau und Kindern. — Die Zeichnung zum Sturm zeigt uns Stephan» und Trinculo mit Caliban, auf der Insel umherstreiseud und verwundert, da Ariel mit seinem luftigen Gefolge ihnen unsichtbar eine zauberhaste Musik beginnt. Diese schwebende Schar ist von unendlichem Reiz, dagegen Trinculo und Stephan» und der kriechende Caliban mit allen den Igeln, Schlangen und giftigen Insekten, die ihn eben stechen und zwicken wollen, vom wundervollsten Humor, kurz die ganze Zeichnung ist vollendet.
Wenn Kaulbach in den erwähnten Zeichnungen einiges vergriffen, so ist- der Schaden einmal da, und das kann niemand aufrichtiger bedauern, als der Verfasser. Auf der andern Seile hat aber Kaulbach grade in diesen Zeichnungen (wenn wirs nicht aus seinen übrigen Werken gesehen hätten) gezeigt, daß er der Mann ist, der sich an Shakespeare wagen darf. Selbst die Fehler, die er begangen, sind nicht die des Unvermögens, sondern Mißgriffe, wie sie bei einer reichen und eigenthümlichen Natur schon vorkommen. Und wenn ich glaube, es möchten sich Künstler finden, vie eines oder das andere aus Shakespeare wiederzugeben im Stande wären, so muß ich doch bekennen, daß trotz jener Fehler Kaulbach der einzige ist, der es vermag, möglichst viele Seiten des Dichters wiederzugeben. Soviel ist gewiß, daß der humoristischen nur er gewachsen ist. Und so dürfen wir von dem Unternehmen das Beste hoffen. Von dem in der letzten Zeit Vollendeten berichte ich Ihnen später.
Endlich bleibt uns noch von Kaulbachs humoristischer Seite zu reden. Außer manchen einzelnen und kleinern Werken eristiren zwei umfangreiche bedeutende Arbeiten Kaulbachtz auf diesem Felde: der Reineke Fuchs und der Kinderfrieö fürs neue Museum. Es herrscht über diese Schöpfungen nur eine Stimme — sie sind Meisterwerke und einzig in ihrer Art; und der Reineke Fuchs ist wahrhaft volkstümlich gewmden. Und dennoch hat man grade bei dieser allgemeinen Anerkennung Kaulbach einiges Unrecht gethan. Es ist nämlich vielfach ausgesprochen, daß dies sein eigentliches Feld sei und selbst verständigere Beurlheiler haben jene humoristischen Schöpfungen seine besten und bedeutendsten genannt. Ich muß gestehen, daß mich dieses Urtheil, wenn ichs schon begreife, dennoch überrascht hat; da es eben nur in der Natur des Humoristischen liegt, sich den verhältnißmäßig größten und festesten Anhang zu erwerben. Sobald man die einfache gewohnte Anschauungsweise einmal aufgegeben hat, hat man den Maßstab der Kritik verloren. Man erwartet alles anders zu sehen, da die Standpunkte von vornherein verrückt siud. Und dies läßt man sich gern gefallen, man hat sich einmal in die
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