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Correspondenzen.
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SIS

unterschätzt, theils gänzlich ignorirt, Es that also eine solche Darstellung noth, denn wie verhängnißvoll jede Untcrschätzung des Feindes werden kann, dafür hat die neuste Zeit Beweise geliefert. Fast thut es aber noch mehr noth, wieder einmal daran zn erinnern, daß der Eifer der katholischen Geistlichkeit dem Pro- testantismns wirklich feindlich gegenübersteht, (natürlich nnr auf geistigem Ge­biete) denn der überhandnehmende Jndifferentismns und eine gewisse bequeme Toleranz scheinen diese ewige Wahrheit in Frage zu stellen.

Mit welchen Mitteln bekämpft denn aber unsre Kirche diese Gegner? Die Kirche als solche verhält sich, soviel ich weiß, passiv und gestattet nnr, daß sich Vereine .bilden, die den angedeutete» Zweck verfolgen. Von solchen Vereinen ist indeß erst einer entstanden, der Gustav-Adolphvcrein. Seine Wirksamkeit ist aller­dings sehr ausgedehnt, wie aus seinen jährlichen Berichten des nähern zu ersehen ist, anch haben sich Zweigvereiue desselben durch ganz Deutschland hin gebildet; doch beschränkt sich die Theilnahme der Mitglieder lediglich ans einen jährlichen Geldbeitrag und wol kanm der zehnte Theil derselben hält es der Mühe werth, zu fragen, was eigentlich mit den Beiträgen geschieht? Das Interesse sür die Sache war in den letzten Jahren bedeutend gesunken, ja sowol die Zahl der Mitglieder als die Summe der Beiträge, war, (wenigstens was die preußischen Localvereine betrifft) in einer solchen Abnahme begriffen, daß man einer gänzlichen Auslösung in nicht allzufcrner Zeit entgegensehen konnte. Die Schuld hiervon lag hauptsäch­lich in der ganzen Richtung unsrer Zeit, dje, sich immermehr dem Materiellen zuneigend, alle Angelegenheiten, die diesem fernliegen, leicht mit- Thcilnahm- lofigkeit behandelt und einer Idee zu Liebe, selbst wenn sie als gut erkannt, noch nicht sofort Opfer bringen mag; ein großer Theil der Schuld lag aber auch wol in der mangelhaften Leitung der Mittheilungen, die es nicht verstand, das Interesse an der Sache.lebendig zu erhalte» und es dergestalt einschlummern ließ, daß in einem großen Theile des Publicums gänzliche Unwissenheit über die eigcnt- licheu Tendenzen des Gustav-Adolphvereius herrschte. Denn daß noch Theilnahme dafür zu finden, wenn sie nur in rechter Weise geweckt wird, das beweisen die Berichte des brandenburgcr Hanptvereins in den letzten drei Jahren, Zahlen sind bekanntlich die schlagendsten Beweise für jede Behauptung und diese thnn dar, daß die Theilnahme in stetem Zunehmen begriffen ist und daß die Einnahme sich in den letzten Jahren mehre tauscud Thaler gesteigert hat. Dieser Umschwung nun wurde lediglich dadurch bewirkt, daß ein kleiner Verein von Frauen aus den hohern Ständen, von einer aus dem Kreise dazu angeregt, sich der Sache mit Theilnahme zuwandte und dafür zn wirken begann. Es waren nur wenige Per. sonen, die sich am 22. November 1831 (Schlcicrmachers Geburtstage), zum ersten Mal darüber besprachen, (und eigentliche Mitglieder sind auch jetzt nur zehn) und dennoch haben sie Bedeutendes geleistet. Ihre Wirksamkeit bestand zuerst in dem Arrangement von vier Abonncmentsconcerteu, die sich gleich einer sehr großen Theil­nahme erfreute» und eine Einnahme von ungefähr 1S00 Thalern gewährten. Diese Concerte wiederholen sich seitdem in jedem Winter und sind fast die besuch­testen der ganze» Saiso», besonders seit im vorige» Winter Jenny Lind-Gold- schmidt ans Ansuchen einer hochgestellten Dame, die Vorsitzende ist, nach Berlin kam, um ein Concert für den Frauenvercin zu geben. Allerdings war ihre Eigenschaft.

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