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Ein Actenstück zur Erklärung der preußischen Politik.
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zu erlangen, daß dieses sich im Falle eines resultatlosen Auseinandergehens ' der Wiener Konferenzen verbindlich mache, seine weitern Maßregeln der Majo­rität dieser Konferenzen unterzuordnen, diese Anforderungen sind in der That nicht von der Art, wie sie ein Staat an einen gleich mächtigen zu stellen pflegt und Preußen hat allen Grund, darüber ungehalten zu sein; ebensoviel Grund, als ihm vor einem Vierteljahr die Ucberraschung darbot, die ihm Oestreich durch den Decembervertrag bereitete. Aber an wem liegt die Schuld, daß Frankreich und Oestreich auf diese Weise gegen Preußen vpr- schreiten zu müssen glauben?

Die Frage ist um so nothwendiger, da das Schriftstück wieder mit der ganzen Süffisance abgefaßt ist, welche die dienstbaren Federn der preußischen Cabinetspolitik jedes Mal zeigen, wenn Preußen durch eigne Schuld in eine üble Lage gerathen ist.Sowol der wortkarge Lord John Ruffel wie der tief­gelehrte und redegewandte Unterstaatssecretär Mr. Hainmond nahmen keine andre Ueberzeugung von Berlin nach dem sogenannten Wiener Friedenscongreß mit sich hinweg, als daß der Ministerpräsident von Manteuffel der zugeknöpf­teste Staatsmann sei, den Preußen jemals besessen habe." Wie glücklich wird sich der Schreiber jener Zeilen gefühlt haben, der Politik seines Chefs ein so unermeßliches Lob zu spenden! Der zugeknöpfteste Staatsmann! Unter allen den zugeknöpften Staatsmännern, deren sich Preußen bisher er­freut hat, der allerzugeknöpfteste! Und welch imponirenden Eindruck, welche tiefe, ehrfurchtsvolle Scheu dies zugeknöpfte Wesen den auswärtigen Mächten eingeflößt hat, das zeigen ja aufö deutlichste jene Anforderungen, die Herr Drouin de Lhuys an den preußischen Bevollmächtigten zu stellen sich bemüßigt gefunden hat. Aber noch einen andern Umstand enthüllt uns jenes Schrift­stück, einen Umstand, der die siegreichen Erfolge der zugeknöpften Politik auf das evidenteste an den Tag bringt, den wir dreimal hintereinander lesen mußten, ehe wir unsern Augen trauten.Der Berliner Hof hat sich dahin erklären zu müssen geglaubt: er halte sich auf Grund seines vom 9. April vorigen Jahres ab durch Protokolle und Bündnisse bewährten prin­cipiellen Einverständnisses über die Ungerechtigkeit russischer Prätensionen für befugt zur Theilnahme an den Wiener Conserenzen, um bei der Schlußpräci- sirung der an Rußland zu stellenden Forderungen sein Gewicht als das einer coordinirten Großmacht mit in die Wagschale legeil zu dürfen. Zum Beweise, wie Preußen keinem mit seiner Ehre verträglichen Schritt sich zu entziehen suche, solle die Unterzeichnung des dem Herrn von Wedell ossiciell mitgetheilten Protokolles vom 28. December, enthaltend die bisherige Interpretation der vier Punkte angeboten werden." '

Haben wir denn zwei Monate lang geträumt? Soviel wir hörten, handelte es sich bis jetzt nur Darum, 'ob Preußen das Protokoll vom 28. December, das