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d. h. einer Linie, die der Feind nicht überschreiten ?ann nnd die unsre Communi- cation vermittelt.
Die Russen ihrerseits dehnen ihre Armee von Kamara, gegenüber Balaklava und dem Baidarthal bis über Eupatoria hinaus aus uud umspannen demnach einen Raum von mehren Tagemärschen. Ihre Linie scheint keine geschlossene zu sein, sondern es ist wahrscheinlich, daß sie Oefsnuugen rechts und links vom Centrum hat. Letzteres, wie ein gewaltiger Strebe- und Mittelpseiler des Ganzen, steht zwischen Baktschi Serai und Simphcropol. Wenn man den Aussagen der Ueberläufer trauen darf, und unter ihnen befinden sich mehre polnische Ossiziere, so sind hier gegen -100,000 Mann vereinigt. Vergebens stellte ich Versuche an, um die Corps zu ermitteln, aus denen diese Masse bestehen kann. Denn auf dem linken Flügel sollen zwei und auf dem rechten drei Jnfantericcorps stehen, — soviel sind meiner Ansicht nach aber überhaupt nur iu der Krim versammelt. (Das III. IV. und VI.)
Dieser russischen Ausstellung würde ein richtiger strategischer Calcül untergelegt werden können, wenn sie sich als wahr erwiese. Die Lücken rechts uud links vom Centrum schaden dem Zusammenhang des Ganzen insofern nicht, als das Vorbeigehen dicht an einer Masse von 100,000 Mann sich von selbst verbietet und ein hier versuchter Durchbruch leicht den Angreifenden in eine arge Klemme bringen könnte. Omer Pascha ist überhaupt nicht in der Lage derartiges zu unternehmen; General Osten-Sacken und Korff, von denen ersterer das III. Infanterie- nnd letzterer ein Cavaleriecorps commandirt, halten ihn vollkommen im Schach; aber es verdient erwähnt zu werden, daß an ein Durchbrechen zwischen dem linken russischen Flügel und dem Centrum mittelst einer Vorwärtsbewegung des Generals Bosquet mit dem zweiten französischen Armeecorps allerdings gedacht wurde. Die Wegnahme des Thurmes von Malakow sollte diese Operation einleiten; sie war dazu unumgänglich nothwendig uud dies wird auch den NichtMilitärs unter Ihren Lesern, ans dem Nachstehenden vollkommen einleuchten.
De» besagten Thurm Malakow wollen Sie sich auf einer Anhöhe nahe am Ausfluß der Tschcrnaja in die Bai von Scbastopol uud zwar auf dem rechten, den Verbündeten abgewendeten Ufer dieses Flusses vorstellen, dergestalt, daß letztere das Thal durchschreiten müssen, um zu der fraglichen Position zu gelangen. Der Thurm ist, wie die übrigen, aus Ziegel- oder Sandsteinen mit einem Parament von Granit ausgeführt und hat ans der Plattform einen weiten Raum für fünf schwerste Haubitzen (23 Pfund Reingewicht) und sür 20 große Kanonen. Diese Artillerie ist im Stande, nicht nur das Tschcrnajaflußthal auswärlszustreichcn, sondern sie kann auch einen großen Theil der Bai unter Feuer nehmen. Mau hat diesen Punkt gleich bei der anfänglichen Befestigung Sebastopols wohl in Rücksicht gezogen, indem man sich mit Recht sagte, daß der Feind, wenn er ihn wegzunehmen im Stande sei, nicht nnr die Brücke zwischen den Nordforts und der Stadt von dort ans zerstören, sondern auch die Mäste der Flotte würde senken können. Neuerdings umgab man ihn noch, wie erwähnt, mit einigen Erdwerken, d. i. Batterien, die nach verschiedenen Richtungen ihr Feuer ausströmen und nicht nur die Bestreichung des Thals verdoppeln, sondern auch das französische Lager belästigen, indem sie vom äußersten Flügel desselben nur 800 Metres abgelegen sind.
Auf Befehl des Generalissimus nahm der Chef des zweiten französischen Armee-