3Z3
bietet gesellschaftliche und andre Genüsse, hat aber auch eine Menge von Bedürfnissen, welche man auf dem Lande kaum dem Namen nach kennt, im Gefolge. Die Handarbeit läßt sich nicht vervielfältigen und wird mit dem Alter matter und schlechter, während die Kinderzahl wächst. Dazu kommt leider oft, daß der kleine Handwerker zu schlechtem Material greift, eine Ablieferung verspricht, die er nicht innehalten kann u. s. w., so daß die Kundschaft wegbleibt, und ist diese einmal weg, so vermag der Handwerker weit schwerer neue Arbeit zu finden, als etwa der Handarbeiter. Indeß sind nicht alle Handwerke in einer so schlimmen Lage, namentlich wenn das Geschäft ohne Capital gar nicht begründet werden konnte. Wo aber die mangelnde Capitalnothwendigkeit eine unbeschränkte Concurrenz zuläßt, wo der fabrikmäßige Betrieb mit immer gewaltigeren Armen um sich greift, da ist die Lage eine höchst bedenkliche, z. B. für Schneider, Tischler, Weber, Nagelschmiede, Messerschmiede. Während wir Baumeister, Bäcker, Fleischer, Brauer u. s. w. kaum zu den Handwerkern rechnen können, sind grade diejenigen Handwerker, welche, wie Maurer und Zimmerleute, sich einerseits der Lage der Handarbeiter nähern, andrerseits nicht Meister werden können, in einer nicht herabgekommenen Lage, weil frei von Risiko und von der Fatalität unverkauft lagernder Waare. Letztere haben zwar eine vielfach nicht beneidenswerthe Stellung; allein soviel steht fest, daß grade sie in den letzten Jahren Vortheile (im Lohne, in der Arbeitszeit) errungen haben, welche zu erringen dem eigentlichen Handwerksmeister nicht gelungen ist.
Was der Handwerker producirt: Tische, Kleider, Schlüssel, Nägel u. s. w., die Arbeit an sich hat eine Zukunft wie jede andre Production unentbehrlicher Objecte; die Nachfrage darnach wird progressiv steigen; aber die Art und Weise der Production, das Geschäft ist für viele Handwerke in einer gewaltigen Aenderung begriffen; der Einfluß des Capitals, der Arbeitstheilung und der Maschinen wird auch bei uns noch Dinge hervorrufen, wovon sich mancher jetzt nichts träumen läßt, und das Handwerk in eine ganz andre Lage drängen. Was in den größeren Städten Frankreichs, was in Belgien, in England und in Nordamerika bereits in vollem Maße sich verwirklicht hat: der fabrikmäßige Betrieb durch einzelne Unternehmer, oder Kapitalisten und die Freiheit für jeZen, zu arbeiten, was er will, ist bereits in der Einwanderung nach Deutschland begriffen, und findet namentlich an dem erleichterten Verkehr und Transport durch die Eisenbahnen einen mächtigen Bundesgenossen. Gegen diese Mächte hilft für die Dauer keine willkürliche und unnatürliche Gesetzgebung, kein restaurirtes Jnnungswesen, kein Protest der Meister oder Gesellen. Soll Deutschland in seiner industriellen Bewegung nicht hinter den Ländern zurückbleiben, welche notorisch hierin am meisten vorgeschritten sind, sollen die Capitalien nicht nach jenen Ländern
*