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nach ihren Arbeitskräften erfahren; die Standesbedürfnisse sind höchst gering; ein fleißiger und zuverlässiger Mann findet auf Jahrzehnte eine gesicherte Stellung in einem Etablissement, wo sich außer dem vereinbarten Lohne noch manche Vortheile für ihn ergeben. Von den Fabrikarbeitern laßt sich allerdings nicht ein Gleiches wie von den übrigen Erwerbsständen behaupten; allein sie sind es ja eben , welche den Handwerkern am nächsten stehen; dennoch hat der Fabrikarbeiter vor den meisten Handwerkern dies voraus, daß er kein Risiko übernimmt, daß er im Falle seiner Brauchbarkeit aus lange Zeit hinaus gesicherte Einnahme hat; daß die Arbeitgeber jemehr und mehr auf Schulen für ihre Kinder, auf Unterstützungskassen, wozu sie selbst ein Namhaftes beitragen, auf die Herstellung guter Wohnungen für sie u. f. f. bedacht sind. Allerdings können durch Absatzstockungen große Massen von Fabrikarbeitern plötzlich brotlos werden, und sind die Handwerker nicht so wie sie von einer Persönlichkeit abhängig; allein durch jene Stockungen werden meist auch die Handwerker auf das empfindlichste getroffen, und ihnen wird der Uebergang zur Arbeit an Eisenbahnen u. s. w. immer schwerer. Daß der Stand der Dienstboten, welche als Glieder eines Hauswesens zu betrachten sind, sich in einer gesicherten Lage befindet, bedarf keines Beweises, wenn auch das Einkommen nicht hoch ist. Dasselbe gilt natürlich von dem Stande der Beamten, welche sich vor der Einführung der beamtenlosen Proudhonschen Anarchie vorläufig nicht zu fürchten brauchen. Im Begriffe des Fabrikanten liegt es, daß ihm wenigstens einiges Capital zugebotesteht und die Zukunft ist grade diesem Stand, sowie den mit ihm in Verbindung stehenden Ingenieuren, Coloristen, Werkführern u. f. w. ausnehmend günstig. Unter einer glänzenden Kaufmannsfirma verbirgt sich zwar manches Elend und mancher fast schon im Schuldthurme sitzende Bankrott, allein der Handel erwirbt oft in einer Stunde hundert Prvcent, während das Handwerk in dieser Zeit nicht eins verdient und die Vorsicht kann zehn Verlusten aus dem Wege gehen, während das unbeschränkte Gebiet der Speeulation die Möglichkeit zu zwanzig vortheilhaften Geschäften bietet.
In welcher Position finden wir dagegen das Handwerk? Das Handwerk ist die capitallose Arbeit, welche gleichwol zum Erlernen, zum Einkauf von Materialien u. f. w. Capital erheischt, und so zwischen Handarbeit und Fabrik mitten inne steht. Die verhältnißmäßig geringe Zahl der wohlhabenden Handwerker kommt hierbei wenig in Betracht, oder ist zu der Stellung des Fabrikanten fortgeschritten. Das Handwerk recrutirt sich großen- theilö aus solchen, welche keine Capitalien besitzen, resp, aus den mittellosen Brüdern derer, welchen ein Landgut als Erbe zufällt. Um eine Schuhmacheroder Schneiderwerkstätte einzurichten, reichen fast Nadel und Pfriemen hin, und hat die Braut ein Bett, so wird geheirathet. Das Wohnen in der Stadt