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Oestreich und Preußen.
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äufrichtiger Unterstützung zu Hilfe kommen. Traditionen, Verträge u. drgl. sind wol ganz gut, aber viel sicherer und dauerhafter ist das Band der In­teressen. Wir finden es ganz in der Ordnung, daß Preußen die östreichischen Interessen an der Donau vertritt; aber wir halten für ebenso nothwendig, daß Oestreich sich der preußischen Interessen an der Eider annimmt, umsomehr, da hier das deutsche Interesse noch viel handgreiflicher hervortritt. Soll Deutschland zu einer selbstständigen Macht erhoben werden, so muß vorher eine Anomalie wegfallen, die alle Bestrebungen nach dieser Richtung hin un­möglich macht. Solange auswärtige Mächte Besitzungen in Deutschland haben, kann an eine einheitliche Politik Deutschlands nicht gedacht werden. Wenn Oestreich sich mit Preußen dahin einigt, den Londoner Vertrag, der durch.eine Verbindung der vier Großmächte gegen Preußen zustandekam, aufzuheben, die rechtmäßige Erbfolge in Holstein wiederherzustellen (wir sagen Holstein, weil Schleswig als streitiger Punkt Unterhandlungen zuläßt) und dadurch dies deutsche Bundesland wirklich für Deutschland zu erobern,'so wird sich auch Preußen dem Begehren Oestreichs nicht länger widersetzen, gegen das es sich bisher so lebhaft gesträubt hat, nämlich der Ausnahme des östreichischen Ge- sammtstaats in den deutschen Bund. Allein selbst wenn Preußen, was doch nicht zu erwarten ist, in der Vertretung seiner eignen Interessen saumselig sein sollte, so hat Oestreich als deutsche Macht ebenso die Verpflichtung, für die Herstellung 5es NcchlS in dem deutschen Bundeölande Holstein zu arbeiten, als Preußen, und wenn es das ausrichtig und energisch thut, so wird die Steigerung seines Einflusses in Deutschland viel größer und dauerhafter sein, als die jetzige, die sich aus der orientalischen Frage herschreibr.

Kimst und Literatur.

Theater. Lenz und Söhne, oder: die Komödie der Besser unge n. Lustspiel in fünf Auszügen von Gutzkow. (Ausgeführt in Leipzig am -I.Januar.) Wenn es bei dem neuen Gutzkvwschcu Stück nur darauf ankäme, das Urtheil des Publicums für diesen bestimmten Fall ins klare zu setzen, so könnten wir uns eine Besprechung desselben ersparen. Mit Ausnahme von Kühne und Marggraff, die nicht verfehlt haben, die Genialität desselben zu preisen, nnd der gewöhnlichen kleinen, aber entschlossenen Phalanx im Theater, hat das Publicmn vollkommen den richtigen Eindrnck empfangen; es war bei der Exposition, in welcher Gutzkow über­haupt in der Regel das meiste Geschick entwickelt, gespannt und neugierig, es ließ die einzelnen Effecte ans sich wirken, wie sie bei unbefangenen Zuhörern wirken müssen, es gerieth dann, als die Verwirrung auf dem Theater immer ärger wurde, in eine Verlegenheit, die sich von Scene zu Scene steigerte, znlctzt saß es i» völliger Betäubung da und wußte nicht mehr, ob es seinen eignen Sinnen trauen sollte.