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Neue historische Schriften.
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ttistät, dieses Institut auch in allen neugebildeten Verfassungen durchführen wollten. Allein der Grundbegriff des Nepräsentativstactts ist allerdings ein allgemein giltigcr; er ist das einzige Mittel, durch welches eine wirkliche Nation sich bildet, und er ist, wenn man nur die Elemente nicht überall gleichförmig herstellen will, auch überall durchzuführen. Die Natur des Staats bringt mit sich, daß namentlich bei größerer Ausdehnung und größerer Cvmplication der Geschäfte- die Regierung sich bis auf einen gewissen Grad dem Volke entfremdet. Wenn nun diese Entfremdung nicht eine feindselige werden soll, so muß ein Institut hergestellt werden, welches die beiden Gegen­sätze vermittelt, eine Versammlung, die unmittelbar aus dein Volke hervor­geht und dem Willen desselben eine bestimmte Fassung und eine verständige Richtung gibt, die andrerseits dem Belieben der Negierung bestimmte Grenzen zieht und jede Rechtsüberschreitung hintertreibt. Um nun diese Volksvertretung nicht in eine unbedingte Opposition gegen die Regierung ausarten zu lassen, hat der wahrhaft ausgebildete Repräsentativstaat zwei Mittel erfunden, die sich überall wieder anwenden lassen: einmal die Trennung der Volksvertretung in zwei Kammern, die einander controliren; sodann die Ergänzung der Regie­rungsgewalt durch Kräfte, die aus der Volksvertretung selbst genommen, sind, und, was unmittelbar damit zusammenhängt, die Betheiligung der Regierungö- mitglieder an der Volksvertretung selbst. Wenn auf diese Weise zwischen dem eigentlichen Souverän und der ihn vertretenden Regierung ein Unterschied gemacht wird, so ist das nur zum Nutzen der Krone, die dadurch frei über dem Gewühl der Parteien schwebt.

Es ist ein großes Verdienst, diese Principien in einem bestimmten Fall in aller Fülle des historischen Details entwickelt zu haben, und wir wünschen daher der Schrift des Herrn von Lerchenfeld eine allgemeine Verbreitung.

Das wunderliche Werk des Herrn v. Lamartine über die Türkei bietet in seiner Fortsetzung, wie es nicht anders zu erwarten war, viele höchst geist­reiche Apercus und Anschauungen, die denjenigen, der nicht ängstlich nach historischer Corrcctheit strebt, wol interessiren können. Wir kommen noch darauf zurück.

Zum Schluß führen wir eine Abhandlung über Friedrich v. Gentz in der neuesten Lieferung der Ersch- und Gruberschen Encyklopädie an. Dieses Werk enthält überhaupt in seinen neuesten Bänden einige sehr interessante Artikel, auf die'wir noch später zurückzukommen gedenken. Für die Encyklopädie ist es gewiß sehr vortheilhaft, wenn ihr soviele tüchtige-Schriftsteller ihre Kräfte leihen; ob aber für das Publicum, möchte zweifelhaft sein; denn jene Samm­lung kommt ihrer ungeheuern Ausdehnung wegen doch nur in die eigentlich gelehrten Anstalten, und da keine von den darin enthaltenen Abhandlungen besonders gedruckt werben dars, so bleibt dadurch vieles dem größern Publicum