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Oestreich und Preußen.
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Augenblick die «wohlerwogene Rücksicht auf das Interesse des Staats das leitende Princip war. Wir glauben, daß eine solche Anerkennung das höchste Lob für die Weisheit einer Regierung ist, vorzüglich wenn die Anerkennung von einer Seite erfolgt, in welcher ganz und gar keine Sympathie für dieselbe zu erwarten ist.

Denn wer spricht diese Anerkennung am lautesten und lebhaftesten aus? Die Anhänger der preußischen Regierung. Die obengenannte Schrift ist im Sinne der preußischen Regierung geschrieben; wir wissen nicht, ob auch im Auftrage derselben; und sie enthält wunderlicherweise nichts Anderes, als den Nachweis, daß Oestreich von Anfang bis zu Ende mit der größten Umsicht und Geschicklichkeit sein eignes Interesse wahrgenommen und sich damit "zugleich den Dank des Publicums oder des Volks erworben hat. Wir sagen, wunderlicherweise, denn man sollte erwarten, daß damit das größte Lob gegen Oestreich ausgesprochen wäre: der Verfasser meint es aber als einen Tadel!

Was nun die preußische Politik betrifft, so macht sie in ihrer' äußern Erscheinung auf den Unbetheiligten den Eindruck, als wenn sie sich im Kreise herumdrehte, bald nach rechts, bald nach links, bald vorwärts, bald rückwärts gehe. Aus der' äußerlichen Erscheinung kann freilich noch kein genügendes Urtheil hergeleitet werden, denn die Politik eines Staats wird nicht dazu gemacht, um dem Publicum zu imponiren, und die Politik des Zanderns und Abwartens kann unter Umständen sehr weise sein, vorausgesetzt nämlich, daß der Zauderer eine bestimmte Absicht damit verbindet und die Entschlossenheit besitzt, im entscheidenden Augenblick mit aller Energie des Willens damit hervorzutreten. Können wir das aber von der' gegenwärtigen preußischen Regierung, die sür den Augenblick die Culturinteressen, die uns die theuersten sind, in welchen unser ganzes Dasein wurzelt, vorzugsweise zu vertreten hat, voraussetzen? Wir fürchten, diese Frage mit einem entschiedenen Nein beantworten zu müssen.

Trotz der scheinbaren Dunkelheit, in welche sich die preußische Politik ein­zuhüllen liebt, ist sie doch jedem Auge durchsichtig. Nicht blos jeder Staats­mann Englands, Frankreichs, Oestreichs, Nußlands, sondern jeder Eckensteher in London, Wien und Paris weiß das Wort des Räthsels. Es liegt nämlich darin, daß sowol Neigung als Abneigung gegen Nußland, sowol Neigung als Abneigung gegen die Westmächte, sowol Neigung als Abneigung gegen Oestreich vorhanden ist, daß die Negierung den lebhaften Trieb hat, ihre europäische Machtstellung durch eine kühne Politik zu erweitern und zu befestigen, und den ebenso lebhaften Wunsch, sich keiner Gefahr auszusetzen; daß sie auf das eifrigste dahin trachtet, mit Oestreich, dem natürlichen Verbündeten, Hand in Hand zu gehen, und daß sie mit nicht geringerem Eifer sich bemüht, eine von