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Literaturgeschichte.
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hat mit Recht gefunden, daß dadurch das Epos zu eintönig wird, und hat sich dann einen eignen Rhythmus gebildet, der nicht schlecht klingt, der Mannig­faltigkeit und Gesetz vereinigt und mit der natürlichen Bewegung der deutschen Sprache in Uebereinstimmung ist: er behält nämlich für die zweite Halbzeile im wesentlichen den jambischen Rhythmus bei, wenn er auch an der zweiten und dritten Stelle zuweilen Anapäste anwendet, in der ersten dagegen macht er an der vierten Stelle den Anapäst znr Regel und fügt meistens noch eine kurze Schlußsilbe hinzu. Das Versmaß sieht also so aus:

Nun hast du alle Güter verloren , und dciue Brüder allzumal;

nun wirst du wohl vom Spiele zu lassen genöthigt sein Juzischthira.

Noch bin ich, o Durn'zana, frei;

für mciuc Brüder setz' ich mich. Wenn dn gewinnst, so werd ich selbst

dir dienen wie ein andrer Knecht.

Ob nun die ungebundene Rede nicht dasselbe geleistet haben würde, das wollen wir dahingestellt sein lassen. Auf alle Fälle bewegt sich der Verfasser in seinem selbsterfundenen Versmaß mit soviel Freiheit, Sicherheit und Geschmack, daß wir über die Wahl desselben mit ihm nicht rechten wollen. Aber einige andere Ausstellungen müssen wir machen. Zunächst in Beziehung auf die Namen. Die indischen Namen klingen unsrem Ohr an und für sich schon wunderlich genug, der Uebelstand wird aber noch dadurch erschwert, daß jeder der Helden fünf bis sechs verschiedene Namen führt, die beliebig durcheinander­geworfen werden. Da es nun dem Verfasser nicht auf philologische Genauig­keit ankam, so hätte er diese Vielnamigkeit dem deutschen Leser ersparen sollen, denn die Rücksicht auf sein Versmaß konnte doch wol nicht maßgebend sein; ja, es wäre vielleicht ganz in der Ordnung gewesen, die Namen ein wenig zu germanisiren, denn was nutzt ein Name, wenn man ihn nicht aus­sprechen kaun? Ferner hat er ebenfalls in Rücksicht auf das Versmaß zu­weilen auch die sachlichen Bezeichnungen indisch gegeben. So kommt z. B. der Elephant sast auf jeder Seite vor, ein allerdings sehr unbequemes Wort, was aber den Dichter noch nicht dazu berechtigt, dafür das indische Wort Jlf" einzuführen. Es wird zwar erlaubt sein, bei Naturgegenständen, für die es im Deutschen noch' keine Bezeichnung gibt, den fremden Namen aufzu­nehmen, aber wo es im Deutschen bereits ein Wort dafür gibt, ist dies durchaus unstatthaft. In den meisten Fällen hätte hier übrigens die allgemeine Be­zeichnungThier" dieselben Dienste gethan. Ferner halten wir auch die End­silbeing" für die Bezeichnung der Abkunft, da sie einmal im Neuhochdeutschen abgekommen ist, nicht für empfehlenswerth.