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Ueber die Existenz der Seele und den Materialismus der Naturforscher.
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her, die den Geist der Medicin zu leicht faßlich hielten, um ernste Studien in derselben zu machen und die nach Durchlesung einer Anthropologie sich fähig fühlten, aus philosophischer Machtvollkommenheit den ganzen Menschen nachzu- construiren,, wie ihn Gott geschaffen haben müßte. Diesen war natürlich mit der mühsamen, bescheidenen Art der neueren Forschung umsvweniger gedient, da sie derselben weder folgen konnten oder wollten, noch die Resultate abzu­leugnen vermochten. Nach ihnen faßten die Theologen den Vorwurs auf, da sie von jeher der Wunder wegen "mit den Aerzten im Streite lagen und selbst schon die Schöpfungsgeschichte preisgeben mußten. Von diesen ist die Klage über Materialismus denn auch in die noch übrigen Kreise der Gesellschaft ge­drungen, so daß dieses Wort heutzutage wirklich zum Stichworte geworden ist. Versteht man darunter die ungerechtfertigte Übertragung naturwissenschaftlicher Hypothesen auf heterogene Gebiete (um von dem Gebrauche des Worts zur Bezeichnung von Eigennutz und Geldgier, die jetzt nicht schlimmer sind als sie immer waren, abzusehen), so hat der Vorwurf Sinn, trifft dann aber nur wenige Naturforscher; verlangt man aber von diesen, daß sie umkehren und die Du- boü'sche Endeckung nicht weiter verfolgen sollen, weil die weiteren Forschungen möglicherweise mit den Religionsansichten einiger Neligionsparteien in unheil­baren Widerspruch gerathen könnten, so hat er keinen Sinn. Der Natur­forscher mag glauben was er will, aber als bewiesen darf er, wie der Mathe­matiker, nichts ansehen, was nicht bewiesen ist; auf diesem Wege erlangt er die sicheren Resultate, welche niemand, der sie kennt, leugnet; wenn nun also jemand vom christlichen Standpunkte aus diese Forschungen verwirst, so beweist er dadurch nur die Mannhaftigkeit seiner religiösen Ueberzeugung, denn sonst müßte er wissen, daß früher oder später ein Wendepunkt eintreten und dann Theorien, die ihm jetzt heidnisch erscheinen, gradezu zum Beweise der Richtig­keit christlicher Ueberzeugung ausschlagen müßten. Wir haben also von der Naturforschung nur zu verlangen, daß sie ausschließlich materiell-bleibe und nur zu verhüten, daß nicht voreilige Hypothesen in ihr oder in andern Wissen­schaften einen unrechtmäßigen Einfluß gewinnen.

Neue Historisehe Schriften.

Die Sachsen in England. Eine Geschichte des englischen Staatswesens bis aus die Zeit der normannischen Eroberung. Von John Mitchel Kemble. Uebersctzt von Chr. Brandes. 2 Bde. Leipzig, T. O. Wcigel.

Geschichte der politischen Parteiungen alterund neuer Zeit. Von W. Wachs­muth. 2. Bd.: Die politischen Parteiungen des Mittelalters. Brcumschwcig, Schwctschke u. Sohn.