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Schweizer Briefe.
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Am andern Margen stoben die Sänger auseinander, nnd die Sängerhalle blieb einsam zurück, träumend über das in ihren Räumen so schnell aufgeblühte und erstvrbene Leben.

Neue historische Sehristen.

Geschichte der letzten vierzig Jahre von Eduard Arnd. Supplement zu allen Ausgaben von K. F, Beckers Weltgeschichte. Erster Theil. Berlin, Dnncker und Humblor.

Das große Glück, welches die Beckersche Weltgeschichte ihrer Zeit gemacht hat, erklärt sich theils aus der sehr gewandten, leichtfaßlichen und die Haupt- Punkte hervorhebenden Erzählung, theils aus der Freiheit von Voraus­setzungen und Vornrtheilen, die sie wenigstens bis zu einem gewissen Grade behauptete. Sehr vortheilhaft war namentlich für jeden, der Sinn für That­sachen hatte, der Abstich gegen die Nottecksche Weltgeschichte, in welcher man wenig- mehr als eine sehr oberflächliche Tendenzschrift zur Empfehlung des con- stitutionellen Princips sehen konnte. Das Werk hat seit der Zeit eine ziemliche Reihe von Umarbeitungen erlebt, und man kann wol sagen, daß von der alten Fassung nicht mehr viel Anderes geblieben ist als die Firma. Das Merk­würdigste ist dabei, daß eine gewisse Symmetrie sich doch immer erhalten hat, obgleich die Bearbeiter sehr verschiedenen Parteien, zum Theil sogar sehr verschiedenen Bildungsstufen angehörten.

Eine Arglosigkeit der Erzählung, wie sie zu Ansang dieses Jahrhunderts möglich war, (die erste Ausgabe der Weltgeschichte erschien-180-1) ist im gegen­wärtigen Augenblick nicht mehr denkbar, am wenigsten in den Partien, die auf das Gebiet der neueren Geschichte eingehen. Wer es gegenwärtig unter­nehmen wollte, die Erlebnisse der letzten Zeit unparteiisch d. h. ohne directe Theilnahme für irgendeine der vie Zeit bewegenden Ideen darzustellen, würde bei keinem Theile des Publicums Beifall finden. Denn soweit hat sich das politische Leben doch bereits ausgebildet, daß jeder im Volke mit seinen Wün­schen und Hoffnungen oder auch nur mit seinen Befürchtungen auf einer Seite steht, und daß er von dem Geschichtschreiber erwartet, in seinen Ueberzeugungen bestärkt, in seiner Erkenntniß der Gründe, die ihn an die bestimmte Partei binden, gefördert zu werden. Es kommt nur darauf an, daß die politische Ueberzeugung auf die Darstellung der Thatsachen keinen schädlichen Einfluß aus­übt, und daß sie sich soweit in der Mitte der Gegensätze hält, um nach allen Seiten hin wenigstens verstanden zu werden. Es ist das ein Punkt, den man im Auge behalten muß, wenn man die Beobachtung macht, daß in Zeiten einer