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Literatur.
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nun einmal nicht der Fall, die Schriftsteller werden vielmehr recht gutbezahlt, und doch finden wir nur>äußcrst wenig Leistungen, die sich über die Mittelmäßigkeit erheben. Das ist nun freilich kein Vvrwurf für die Redaction, denn diese kann nicht mehr thun, als bei renommirtcn Schriftstellern anfragen, aber es bleibt doch eine wunderliche Erscheinung. Beiläufig bemerken wir, daß die Damen in diesem Kreise bei weitem das Uebcrgewicht haben. In den drei Heften, die uns in die­sem Augenblicke vorliegen, find sämmtliche Novellen von Damen: von Louise von Gall, von Hedwig Henrich nnd von Amely Böltc. In dieselbe Kategorie ge­hört die Zeitschrift: Knnst- und Untcrhaltungsblatt für Stadt und Land. Unter Mitwirkung'von Aug. Becker. Ad. Bvttger, I. F. Castclli. A. v. Cloßmann >(C. Wölbner), C. Cramer, L. Dicffenbach, Ed. Dössekel, Dräxler-Manfrcd, Th. Drobisch, E. Fröhlich, Cläre von Glümcr, F. W. Hackländer, C. F. Guttcnstein, W.' O. v. Horn, M. Horn. Ed. Kauffer, Äline Köhler, Fr. Köllc, H. Kurz. A. Lewald, Ferd. Löwe, Laukenbein. Ed. Mörike, Th. Mundt, Luise Mühlbach. Luise Ptchlcr, I. A. Pflanz, K. Rudolf, Max Rosenhayn, L. Secger, A. v. Sprecher n. a. Stuttgart, literarisch - artistische Anstalt. Wir haben die ersten Hefte des dritten Jahrganges durchgeblättert. Sie scheinen uns an Werth dem Familien­buch nachzustehen; allein es finden sich doch einzelne interessante Kleinigkeiten darin. Verziert sind diese Hefte durch die gelungenen Porträts von Hackländcr und den Schauspieler Löwe, sowie von dem Bilde:Cvlumbns im Gefängniß", gemalt von Wappers, gestochen von Wagner. Die übrigen Stahlstiche find wie gewöhnlich mittelmäßig oder schlecht.- Eine eigne Stellung in der journalistischen Literatur nehmen die fliegenden Blätter für Musik (Leipzig, Vaumgärtner) ein. Der' Herausgeber sucht, wie wohlbekannt, eine vermittelnde Stellung in den musika­lischen Gegensätzen einzunehmen, und geht in seiner Vermittlung weiter, als gewöhnlich der Fall ist, denn auch die äußersten Extreme sind darin mit einbegriffen. Das siebente Heft, welches neuerdings erschienen ist, enthält wieder mehre Auf­sätze, die gewiß ihr Publicum finden werden, z. B. einen über Richard Wagner. Daß er jetzt noch gegen die Enragis dieser Schnle aufzutreten nnd nachzuweisen sucht, daß Wagner nicht grade der Stifter einer neuen Kunst sei, ist eigentlich schon Iioi-s clo siuscin, obgleich Beiträge im einzelnen immer willkommen sind. , Daß jetzt auch von den Gegnern Wagners das, was an seiner Mnsik haltbar ist, hervor­gehoben wird, ist gleichfalls in der Ordnnng, da das Geschrei der fanatisirten Menge jetzt znm Schweigen gebracht ist und man nicht mehr fürchten darf, mißverstanden zu werden.

Unter den Zeitschriften von ernsterem Gehalt und tieferer Bedeutung hat das Deutsche Kunstblatt", rcdigirt von Eggers in Berlin (Berlin, Schindler) mit dem Ansang dieses JahrcS seine Richtung etwas erweitert und zwar in einer Weise, die wir nicht unbedingt billigen können. Das Deutsche Kunstblatt hat dnrch den Erust und die Gründlichkeit seiner Arbeiten, sowie durch die umfassende Auf­merksamkeit, mit der es die verschiedenartigsten Gegenstände der Kunst in Betracht zieht, sich ein dankbares und stetiges Publicum gewonnen. Die Schonung, mit der es überall seine Kritik ausübte, das unverkennbare Bestreben, zuerst eine klare Anschauung von dem, was geleistet worden ist, hervorzubringen, ehe es znm Urtheil herausforderte, das alles war ganz verständig für den Zweck berechnet und sicherte